Management

Lehren von Luhmann
Lehren von Luhmann

Hilfsbereitschaft kann schaden

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Das menschliche Zusammenleben ist ohne Höflichkeit und Hilfsbereitschaft undenkbar. In Organisationen sieht das nach Beobachtungen des Systemtheoretikers Niklas Luhmann jedoch anders aus. Dort können diese elementaren Verhaltensweisen, wie Luhmann sie nennt, auch zum Problem werden. Weil sie Fehler im System übertünchen und Lernen verhindern. Das Ziel muss deswegen eine Organisation sein, die Hilfsbereitschaft und Höflichkeit im Grunde gar nicht nötig hat.

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Gesellschaftliche versus organisationale Normen: Wieso der ganze Mensch nicht in die Organisation passt

Nicht nötig: Warum sich Organisationen von Höflichkeit und Co. unabhängig machen müssen

Trügerisch: Wie zu viel netter Umgang miteinander die Widersprüche in der Organisation verdeckt

Die Dosis macht das Gift: Ab wann Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Dankbarkeit und ähnliche Qualitäten für Organisationen zum Problem werden


Cover managerSeminare 286 vom 17.12.2021Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 286

Organisationen sind kuriose Parallelwelten in unserer Gesellschaft. Es ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden, dass in einem Büro, einer Schule oder Papierfabrik andere Regeln gelten als in einer Familie, unter Freunden und Freundinnen oder im Gespräch mit Unbekannten in einem Club. Im Alltag nimmt man diese Unterschiede hin, garniert mit scheinbar logischen Sprichwörtern wie „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der Soziologie, sich der Selbstverständlichkeiten des Alltags zu entledigen, und sich hin und wieder verwundert zu fragen: Warum passiert das? Und wie funktioniert es?

Wenn man die Normen des gesellschaftlichen Alltags mit den Regeln einer Organisation vergleicht, fällt schnell auf, dass den Mitgliedern einiges an Umstellung abverlangt wird, wollen sie den formalen Bedingungen entsprechen: Sie müssen mitunter sinnlose Tätigkeiten ausüben, sich mit für sie unerträglichen Menschen abgeben, manchmal gar ihre körperliche Unversehrtheit aufs Spiel setzen, Gefühle verletzen oder schweigen, wenn alles in ihnen nach Aufstand schreit– kurz, sie müssen sich „professionell“ verhalten und ihre persönlichen Bedürfnisse ignorieren, wenn die Notwendigkeiten der Organisation diesen widersprechen.

Der ganze Mensch passt nicht in die Organisation

Für dieses Prinzip gelten kaum Ausnahmen. Wer von Organisationen etwas will – ob als Mitglied, Kunde oder auch nur Bittsteller – muss sich in der Regel auf die Begrenzung persönlicher Bedürfnisse einlassen. Der Schritt wird erleichtert, indem die Gesellschaft ihn normalisiert und indem die jeweilige Organisation kaschiert, wie gravierend er ist.

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