Eva Zimmermann greift in die Tasten. Die ersten Töne von Chopins Klavierkonzert in e-Moll erklingen. Eigentlich ist die Pianistin Auftritte vor Publikum gewohnt, aber heute ist sie nervöser als sonst. Unangenehm deutlich spürt sie die Augen der Zuschauer auf sich gerichtet. In der zweiten Reihe sitzt eine Dame, die kritisch guckt. 'Gefällt ihr mein Spiel nicht?', fragt sich Zimmermann. Jemand scharrt mit den Füßen, ein anderer Zuschauer verschränkt die Arme. 'Sie finden mich fürchterlich, sie würden am liebsten alle gehen', fährt es Zimmermann durch den Kopf. Das Herz klopft ihr bis zum Hals, die Hände fangen an zu zittern, kalter Schweiß tritt ihr auf die Stirn. Und plötzlich hat es sie, die erfahrene Pianistin, voll erwischt: Lampenfieber.
Obwohl Berufsmusiker gewöhnt sind, vor Publikum aufzutreten, werden viele von ihnen von Lampenfieber geplagt. Und damit stehen sie keineswegs alleine da. Fakt ist: Die meisten Menschen leiden unter Lampenfieber, wenn sie sich vor einer Gruppe exponieren müssen – egal ob sie nun ein Klavierkonzert geben oder etwa Arbeitsergebnisse vor Kollegen präsentieren müssen. Der Arzt und Psychotherapeut Dr. Michael Bohne, der vor allem Journalisten und Musiker vor Auftritten coacht, geht davon aus, dass 80 Prozent aller Menschen von Lampenfieber betroffen sind. Eine Umfrage des Deutschen Studentenwerks zeigt sogar, dass sich neun von zehn Studenten in ihren Leistungen dadurch beeinträchtigt fühlen.
Eines jedoch haben Musiker vielen anderen Betroffenen voraus: Meist sind sie Profis im Umgang mit der störenden Furcht. Sie haben Strategien gefunden, mit ihrer Auftrittsangst umzugehen. Genau daran hapert es im Business-Alltag bei vielen Führungskräften.
Extras:- Perfektionismus ade, sich den eigenen Status bewusst machen ... – Fünf Strategien gegen Lampenfieber
- Literaturtipps: Kurzrezensionen zweier Bücher sowie Hinweis auf einen Fachartikel über Lampenfieber