Wenn neben Anne, Martin und Sabine auch Ayse, Mei-Yun und Sergei im Seminar sitzen, dann ist der Trainer damit oft nur eines: überfordert. Kursleiter in der öffentlich geförderten Weiterbildung gehen reichlich unprofessionell mit Gruppen um, zu denen auch Teilnehmer mit Migrationshintergrund gehören. Diesen Schluss legen jedenfalls die Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Bonn, nahe.
Der qualitativen Befragung unter 25 Trainern und Teilnehmern zufolge, bereiten sich die Trainer in keiner Weise auf den Umgang mit kulturell gemischten Teilnehmergruppen vor. Das allerdings wäre dringend nötig, denn für die Migranten gestaltet sich die Lernsituationen oft problematisch. Vor allem, weil sie Sprach- und Verständnisschwierigkeiten haben, die zu einem Großteil mit dafür verantwortlich sind, dass sie sich der Lerngruppe oft nicht zugehörig fühlen. Und die darüber hinaus einer der Hauptgründe für das häufig zurückhaltende und passive Verhalten der Nicht-Deutschstämmigen im Unterricht sind.
Viele Trainer jedoch negieren die Probleme einfach und kümmern sich nicht weiter um die Zweitsprachler. Andere wiederum bekunden zwar freundliches Interesse an deren privater Situation und versuchen hie und da mal Hilfestellung zu geben, setzen sich aber ebenso wenig systematisch mit den Schwierigkeiten der Lernsituation auseinander. Und dann gibt es noch jene, die zwar versuchen, ernsthaft gegenzusteuern, dabei aber nicht nur an ihre eigenen Grenzen stoßen, sondern auch an die des organisatorischen Rahmens. Etwa weil der Weiterbildungsträger bei der Zuweisung der Teilnehmer deren Sprachkenntnisse nicht genügend berücksichtigt und Personen in den Kurs gesetzt hat, die des Deutschen kaum mächtig sind. Solche Vorgehensweisen jedoch vergraulen gerade jene Trainer, die wirklich engagiert sind, konstatieren die BIBB-Forscher in ihrer Studie. Ihre Empfehlung: Neben einer besseren Organisation von Seiten der Träger gezielte Qualifizierungsangebote für Trainer gemischter Lerngruppen.
Empfohlende Bausteine einer Qualifizierung für Trainer gemischter Lerngruppen
Deutsch als Fremdsprache: Trainer, die mit gemischt-kulturellen Lerngruppen konfrontiert sind, sollten zumindest eine Einführung in die Probleme und Methoden des Deutschen als Fachfremdsprache erhalten. Dazu gehört, dass sie lernen, komplizierte Satzkonstruktionen zu vermeiden sowie sprachliche und nichtsprachliche Vermittlungsformen zu koppeln.
Gruppenpädagogische Übungen: Weil auch Migranten, die der deutschen Sprache mächtig sind, oft Hemmungen haben, sich stärker ins Seminargeschehen einzubringen - z.B. aus Angst, mit ihren Fragen den Kurs aufzuhalten - sollten Trainer in der Lage sein, gezielte gruppendynamische Übungen einzusetzen.
Kulturkenntnisse und interkulturelle Sensibilität: Trainer sollten zumindest Grundkenntnisse der kulturellen Verhaltensstandards ihrer Kursteilnehmer mitbringen. Sie sollten aber auch ausreichend kulturell sensibilisiert sein, um sich nicht zu Stereotypisierungen hinreißen zu lassen.