Was sind Kompetenzen? Auf den ersten Blick ist die Antwort einfach: Kompetenzen sind bewusst wiederholbares Verhalten. Und zwar ein solches Verhalten, das in einem bestimmten Kulturraum als erfolgsförderlich betrachtet wird. Wohl jeder wird einer Geige rein zufällig einen schönen Ton entlocken können – aber erst dann, wenn schöne Töne bewusst wiederholbar sind, sprechen wir von der Kompetenz 'Geige zu spielen'.
Was genau aber macht ein Verhalten eigentlich wiederholbar? Welche psychische Grundausstattung führt dazu, dass Menschen bestimmte Verhaltensweisen anlegen, üben und so lange optimieren, bis daraus schließlich eine Kompetenz geworden ist? Wer sich mit dieser Frage beschäftigt, kann erkennen: Es sind drei Elemente bzw. drei Ebenen, die eine Kompetenz konstituieren.
Zunächst benötigt jede Kompetenz Wissen und Erfahrung. Keine Kompetenz lässt sich rein psychologisch definieren, ohne dass ihr realer Anwendungshorizont einbezogen würde. Wer beispielsweise interkulturelle Kompetenz als Kombination von Toleranz, Verhaltensflexibilität, Offenheit für neue Erfahrungen und Anpassungsfähigkeit definiert, könnte auch jemanden als interkulturell kompetent klassifizieren, der sein Heimatdorf noch nie verlassen hat. Kompetenz braucht jedoch einen Erfahrungshorizont, denn andernfalls ist ihre Erfolgsförderlichkeit nicht belegt.
Der zweite Teil einer Kompetenz ist die handwerkliche Komponente: die Ausführungskompetenz, die Methodik, der Prozess. Mit anderen Worten: Es ist die Fähigkeit an sich, die wir durch Übung weiterentwickeln.
Viel fundamentaler noch als der Fähigkeitsaspekt aber ist die Orientierung. Sie steht ganz am Anfang und bedeutet die Präferenz, die Welt durch eine bestimmte Brille zu betrachten. Orientierungen bringen uns dazu, bestimmte Verhaltensweisen zu bevorzugen.
Extras:- 10 Thesen für die Potenzialanalyse
- Grafik: Die drei Komponenten der Kompetenz
- Literaturtipp: Kurzrezension eines Buchs über die Psychologie der Menschenführung