Kennen Sie den Jammer-Junkie? Wahrscheinlich nicht unter diesem Namen, aber mit Sicherheit hatten Sie schon mit ihm zu tun. Zuerst lächelt er uns an, verwickelt uns geschickt in seichten Smalltalk, um dann urplötzlich sein wahres Gesicht zu zeigen: die hässliche Fratze der Unzufriedenheit.
Ob Wetter, Beruf, Politik, Kinderziehung oder Urlaub – dem Jammer-Junkie ist es ganz egal, um welches Thema es geht, er findet das Haar in der Suppe, greift unter einem Vorwand gierig danach und kommt dann richtig in Fahrt. Nun wird gejammert, geschluchzt, gewimmert und gestöhnt was das Zeug hält. Schuldige sind auch immer schnell bei der Hand. Es sind grundsätzlich die anderen, die da oben, die schlechten Zeiten oder die verkommene Gesellschaft, die für die schlimme Situation verantwortlich sind. Einher geht das Lamentieren mit seinem gebetsmühlenartig wiederholtem Mantra: Es hat doch sowieso alles keinen Zweck.
Nun ist der Jammer-Junkie keine seltene Mutation, sondern gehört vielmehr zu einer ganzen Gattung von Gute-Laune-Dieben, die besonders gerne im Büro ihr Unwesen treiben. Sie erscheinen genauso in Kollegen-, Chef- wie Mitarbeitergestalt, versprühen eifrig ihr Gift, und drücken so Motivation und gefährden Schaffenskraft. Wobei der Jammer-Junkie wohl der gefährlichste dieser zeternden Zeitgenossen ist, denn er hat den größten Jagdinstinkt.
Das einzige Sinnen und Trachten des Jammer-Junkies besteht darin, Zuhörer für seine Elendsgeschichten zu finden. Diese versucht er mit aller Macht vom Unglück der Welt zu überzeugen. Er träumt von einem Jammertal, in dem er Geborgenheit in einem möglichst großen Kreis von Leidensgenossen findet. Aus diesem Grund entlässt er seine Gesprächspartner erst dann aus seinen Klauen, wenn er das Gefühl hat, sie – zumindest ein Stück weit – in sein Jammertal hinuntergezogen zu haben.
Extras: - Steckbriefe: Die vier gefährlichsten Gute-Laune-Diebe
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern zum Thema Gute-Laune-Diebstahl