Torsten Bayer (Name geändert) hat eine unkonventionelle Bildungs- und Erwerbsbiografie. Für sein Mediendesign-Studium zog er ins Ausland, ins niederländische Maastricht. Nach dem Diplom und einer Weiterbildung zum Internet Consultant lernte er Spanisch – und ging nach Barcelona, ins Mekka der jungen Kreativen. Dort schlug Bayer sich als Freelancer durch, kreierte freiberuflich Firmenwebsites und arbeitete nebenher als Geschäftskundenbetreuer in einem Callcenter. Toll waren die Konditionen nicht. Aber das Leben hatte schließlich mehr zu bieten als Arbeit. Bayer genoss es, dass statt Stress öfter mal Strand auf dem Tagesprogramm stand. Trotzdem freute er sich, als es endlich klappte mit einem vergleichsweise gut bezahlten Job in einem spanischen Unternehmen, einer wichtigen Schlüsselposition an der Schnittstelle zwischen Design und Technik.
Damit aber fing auch der Stress an. Klar, Bayer war bereit, sich reinzuhängen, Überstunden zu schieben, knappe Deadlines zu schaffen. Er entwickelte Ideen, mochte seine Tätigkeit. Aber irgendwann wurde der Job zu genau der Tretmühle, in die er eigentlich nie geraten wollte. Von Barcelona bekam er so gut wie nichts mehr mit. Viele Urlaubstage verfielen ungenutzt. Trotz anderslautender Versprechungen war es mit flexiblen Arbeitszeiten nicht weit her. Irgendwann zog Bayer einen Schlussstrich, nahm ein Sabbatical. Jetzt reist er erst mal einige Monate durch Asien – und denkt darüber nach, ob er überhaupt zurückkehren will oder lieber den endgültigen Absprung macht. Reizen würde ihn ein spannender neuer Job. In Amsterdam vielleicht. Oder Berlin ...
Menschen wie Torsten Bayer gab es schon immer. Solche, die sich im Job weiterentwickeln wollen und Spaß an der Arbeit haben, die sich aber nicht von ihr auffressen lassen wollen und auch nicht danach streben, eine möglichst hohe Position einzunehmen.
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