Firmen auf Zeit, Projektnomaden und Teleworker sind die Gewinner der Zukunft. Sie behaupten sich in einer Arbeitswelt, die durch moderne Kommunikationstechnologien, das Internet und die Globalisierung von Grund auf umgekrempelt wird. Der irische Management-Guru Charles Handy vergleicht die Firmen der Zukunft mit einem dreiblättrigen Kleeblatt: Das Blatt der Stammbelegschaft wird vornehmlich vom Management und wichtigen Arbeitern gebildet. Diese fest angestellten Arbeitnehmer koordinieren zwei Gruppen von freien Mitarbeitern: Zu ihnen zählen zum einen hoch qualifizierte externe Spezialisten, die für einzelne Projekte verpflichtet werden, zum anderen geringer qualifizierte Mitarbeiter, die für Verwaltungsaufgaben und Service zuständig sind.
Erste Strukturen einer solchen Organisationsform zeichnen sich bereits ab: Der Markt für unternehmensnahe externe Dienstleistungen wächst beträchtlich. Dabei bleibt das Outsourcing längst nicht mehr auf einfache Tätigkeiten beschränkt. Im Gegenteil: Auch die Zulieferung von hoch spezialisiertem Know-how wird bereits zunehmend nachgefragt. Prof. Dr. Meinhard Miegel, Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft: 'Der Anteil der Freiberufler an der Erwerbsbevölkerung wird sich bis zum Jahr 2009 verdoppeln.'
In der Freiberuflichkeit liegen Chancen und Risiken jedoch dicht beieinander. So warnt der Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck vor einer 'Brasilianisierung' in den westlichen Industrienationen. Wenn wie in Brasilien immer weniger Menschen in der Lage seien, ihren Lebensunterhalt aus einem festen Arbeitsverhältnis zu bestreiten, müssten viele ihre Existenz als kleine Selbstständige fristen. Gewinner und Verlierer habe es zwar zu allen Zeiten gegeben, räumt Soziologe Beck ein. Der entscheidende Unterschied heute: 'Das berufliche Können veraltet in atemberaubendem Tempo, und niemand weiß genau, was man lernen muss, um in Zukunft noch gebraucht zu werden.'
So wird der Trend zu mehr Eigenverantwortung ebenso die betriebliche Weiterbildung umkrempeln: Reichte es früher, die von der Personalentwicklung verordneten Seminare abzusitzen, wird Fortbildung demnächst zur Bringschuld: Der Mitarbeiter muss nicht nur selbst an seiner Entwicklung arbeiten, sondern die erworbenen Kompetenzen auch nachweisbar zur Steigerung des Unternehmenserfolges einsetzen.
Extras:
- Ãœbersicht: Vier wichtige Zukunfts-Kompetenzen.
- Statement: Thesen von Trendforscher Matthias Horx zum Arbeitsmarkt der Zukunft.
- Statement: Sieben Thesen zur Arbeitswelt der Zukunft von Dr. Hans-Jörg Bullinger vom Fraunhofer-Institut Stuttgart.
- Statement: Merkmale wissensbasierter Unternehmen des 21. Jahrhunderts, Statements von Dr. Birger P. Priddat vom Fraunhofer-Institut Stuttgart.
Beitrag von Dagmar Sobull, Constantin Gillies, Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger aus managerSeminare 43, Juli 2000