In einem DAX-Unternehmen machte eine Chefin kürzlich eine bittere Erfahrung. Die Leiterin einer Stabsabteilung bringt umtriebig und dynamisch Projekte voran. Ihre Teammitglieder sind redegewandt, spontan und zackig. Nur eine Mitarbeiterin erschien der Chefin immer deutlich zu farblos. Für ihren Geschmack zeigte sie zu wenig Initiative. Als sie der Mitarbeiterin das signalisierte, bewarb sich diese erfolgreich auf eine andere Stelle im Konzern. Was die Teamleiterin nie für möglich gehalten hätte: Das Fehlen der Mitarbeiterin machte sich in Folge in der Stabsabteilung schmerzhaft bemerkbar. Plötzlich brachen Informationskanäle weg, Vorlagen wurden bemängelt, Briefings blieben unvollständig, und Redevorlagen für die Geschäftsführung kamen durchsetzt mit Änderungswünschen zurück.
Die Mitarbeiterin hatte Stärken ins Stabsteam eingebracht, die nicht ohne Weiteres sichtbar waren – und jetzt schwer zu ersetzen sind. Sie war präzise in Recherchen, hervorragend im Erstellen von Vorlagen und unterhielt ausgezeichnete Kontakte innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Der Chefin war das jedoch wenig aufgefallen: weil die ehemalige Mitarbeiterin ein leiser Mensch ist und ihre Erfolge und Vernetzungen nicht nachdrücklich zur Sprache brachte. Inmitten ausgeprägt extrovertierter Teammitglieder und Vorgesetzter war sie als introvertierte Persönlichkeit in der Minderheit – einer leisen Minderheit mit hoher, aber überwiegend unsichtbarer und ungewürdigter Wirkungskraft.
Extras:- Vorsicht vs. Angst, Unabhängigkeit vs. Selbstverleugnung ... Die 10 häufigsten Stärken leiser Menschen und ihre Kehrseiten
- Impulse für Introvertierte: Die Vorteile sehen, von Extrovertierten lernen, die eigenen Stärken betonen
- Literaturtipps: Vier Kurzrezensionen von Büchern über introvertierte Menschen
- Linktipp: Selbsttest im Internet