KMU hegen Antipathien

In kleinen und mittelgroßen Unternehmen hat E-Learning bekanntlich bis heute einen schweren Stand. Eine jüngst veröffentlichte Studie der Universitäten Amsterdam und Utrecht ist der Frage nachgegangen, warum das so ist. Ist die Technologie das hauptsächliche Hindernis, wie viele Vorgängerstudien vermuten ließen? Oder sind nicht doch eher die Einstellungen von Mitarbeitern und insbesondere Vorgesetzten schuld? Die Autoren der niederländischen Untersuchung vermuten, dass Letzteres der Fall ist. Sie stützen sich dabei auf quantitative Befragungen von 402 KMU-Geschäftsführern aus sieben europäischen Ländern sowie auf qualitative Interviews, die sie in 105 dieser Unternehmen mit 105 Geschäftsführern sowie 35 Angestellten geführt haben.

Demnach ist die Einstellung gegenüber E-Learning allgemein negativ. Die Geschäftsführer von KMU nehmen oft eine ablehnende Haltung gegenüber Technologie, Lernen und vor allem der Kombination aus beidem ein. Auch rangiert die professionelle Personalentwicklung generell ziemlich weit unten auf der Prioritätenliste – und dass, obgleich der strategische Wert derselben durchaus wahrgenommen wird. Nicht zuletzt negativ beurteilt wird der Wert externer Seminare, deren Inhalte sich zu selten mit den geschäftlichen Anforderungen deckten. Ein weiterer Grund für die PE-Abstinenz ist zudem der tägliche Arbeitsdruck. Allerdings offenbaren die Antworten der Geschäftsführer eine durchaus positive Haltung gegenüber informellen Lernformen – wobei diese Lernformen von den meisten überhaupt nicht als Lernen wahrgenommen werden.

Diese Melange, meinen die Autoren der Studie, könnte ein guter Ansatzpunkt sein, um KMU die Nutzung von E-Learning schmackhaft zu machen. Ihre Antipathie gegenüber dem digitalen Lernen dürfte nachlassen, wenn sie erkennen, dass sich die Technologien nutzbar machen lassen, um informelles Lernen, das eng an den Geschäftsalltag angelehnt ist, systematisch zu stützen und so eine durch Knowledge-Sharing geprägte Lernkultur im Unternehmen zu festigen.