Als Simon Sperber (Name geändert) an seinem ersten Arbeitstag sein neues Unternehmen betritt, die Dame an der Rezeption freundlich grüßt und sich kurz vorstellt, da erntet er bloß erstaunte Blicke. 'Wie bitte heißen Sie? Wer sind Sie?' fragt die Empfangsfrau irritiert. Sperber muss ihr erklären, dass er der neue Verkaufsleiter im Bereich Health-Care der Firma ist. 'Oh, ach so ...' – Die Rezeptionistin greift zum Telefon und startet eine Fahndung: 'Hier steht ein Herr Sperber. Soll ich den zu Ihnen raufschicken?' Nach drei Versuchen hat sie endlich den Richtigen – den Gesamtvertriebschef – in der Leitung. Dieser macht sich die Mühe, den schon leicht geknickten Sperber im Foyer aufzulesen.
Leider jedoch ist nicht nur die Zentrale schlecht vorbereitet. Auch sonst reagiert man auf den Neuzugang wie auf Schnee im August. Auf seinem Schreibtisch: weder Rechner noch Telefon. Auch sein Blackberry und seinen Firmenwagen muss er sich selbst organisieren. Und – schlimmer – er muss zusehen, wie er an wichtige Informationen kommt, um seinen Job machen zu können. Sein Chef ist jedenfalls ab morgen erst mal auf Dienstreise. Und dann drei Wochen im Urlaub ...
'Eigentlich kaum vorstellbar, aber solche Fälle gibt es immer wieder', weiß Dorothee Schwarz, Leiterin des Bereiches für berufliche Neuorientierung und Karrieremanagement bei der Hager Unternehmensberatung in Frankfurt/Main. Die negative Wirkung selbst solcher 'Kleinigkeiten' wie des nicht vorhandenen Equipments auf den Neuzugang sei nicht zu unterschätzen. Nur: Leisten können sich Unternehmen einen derartigen Umgang mit Newplacements heute weniger denn je. Schwarz: 'Der Markt befindet sich im Aufbruch: Viele Mitarbeiter wechseln derzeit ihren Arbeitgeber, der Kampf um Talente ist nach der Krise wieder im vollen Gange.'
Extras:- Von Vernetzung bis Unterstützung: Worauf es bei der Integration von neuen Mitarbeitern ankommt
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