Anfang Oktober 2010 flimmerten bedrückende Szenen über die Mattscheiben des Schweizer Fernsehens, die kurz darauf auch im Internet zu sehen waren: Vor einem Werk des französischen Industriekonzerns Alstom im schweizerischen Birr fingen an einem düsteren, regnerischen Morgen Reporter der eidgenössischen Tagesschau die eintreffenden Mitarbeiter ab und befragten diese dazu, dass ihr Arbeitgeber plane, in der Schweiz 750 Stellen zu streichen. Der Schrecken stand den Interviewten ins Gesicht geschrieben. Was sie jedoch fast noch mehr empörte als die kalten Fakten, war, dass sie die Hiobsbotschaft erst am Vorabend über die öffentlichen Nachrichten vernommen hatten. Manche hatten gar erst am Morgen vor dem Werkstor davon gehört.
Aus Sicht von Experten für interne Kommunikation gilt es als No-Go, wenn Mitarbeiter wichtige Neuigkeiten aus ihrem Unternehmen von Außenstehenden erfahren. Es ist allerdings ein häufig vorkommendes No-Go. Denn um die interne Informationspolitik ist es in vielen Firmen schlecht bestellt. „'Die Regelkommunikation – Alltagsweisungen, Feedback- und Bewertungsgespräche – haben Manager heute meist gut drauf', konstatiert Ulrich Hinsen, Inhaber des auf Changeprozesse und Changekommunikation spezialisierten Beratungsunternehmens ManagementRadio.de aus Berlin. Aber jenseits des Daily Business sehe es anders aus. 'Akquisitionen, Umstrukturierungen, Kurzarbeit, Firmenumzüge – in vielen Fällen fühlen sich Mitarbeiter über die großen Themen, die sie nicht unbedingt direkt, wohl aber mittelbar betreffen, nicht gut informiert', so der Berater.
Extras:• Die sieben Grundsätze der internen Informationsweitergabe
• Kommunikationsgrundsatz für die Führung: Leitfragen für Führungskräfte
• Skeptiker? Kontrahent? Promotor? Verschiedene Mitarbeiter haben verschiedenen Informationsbedarf – eine kleine Typologie
• Literaturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern über Kommunikation in Unternehmen