Szenario einer Auseinandersetzung: Susanne Brühl fühlt sich von ihrer Kollegin übergangen. In der Arbeitsbesprechung am Nachmittag hatte diese über ihr laufendes Projekt informiert und die Schlüsseldaten an den Chef und zwei weitere Mitarbeiter im Team ausgegeben, nicht aber an sie. „Das ist doch Absicht“, denkt sich Brühl. Nach der Besprechung stellt sie ihre Kollegin zur Rede: „Warum habe ich vorhin eigentlich keine Unterlagen zu Deiner Arbeit erhalten? Deutlicher hättest Du ja nicht zeigen können, dass Du mich ausgrenzen willst!“ Ihre Kollegin ist erst irritiert, dann kontert sie: „Was heißt denn hier ausgrenzen wollen? Du musst nicht über alles Bescheid wissen. Ist echt anstrengend mit Deinem übertriebenen Arbeitseifer. Überall musst Du Deine Nase drin haben ...“
Auf das Verhältnis von Susanne Brühl und ihrer Kollegin sowie deren weitere Zusammenarbeit dürfte sich dieser Zwischenfall wohl kaum positiv auswirken. Dabei hätte es ganz anders laufen können. Szenario zwei der gleichen Ausgangssituation: In einer ruhigen Minute geht Susanne Brühl auf ihre Kollegin zu und sagt: „In der Besprechung heute Nachmittag haben die anderen Unterlagen mit Deinen Projektdaten erhalten, ich aber nicht. Das ärgert mich, denn ich wäre auch gerne informiert über das, was bei Dir läuft. Schließlich könnte es Überschneidungen zu meinem Projekt geben. Würdest Du mir daher die Infos bitte nachreichen?“
Die Beispiele zeigen: Worte können Mauern sein – oder Fenster. Dieser Ausspruch ist der von Marshall B. Rosenberg entwickelten Gewaltfreien Kommunikation entlehnt. Der US-Amerikaner beobachtete bereits in jungen Jahren, dass Worte häufig zu Verletzungen und Leid führen – sowohl bei uns selbst, als auch bei anderen.
Extras:- Wolfsattacken und Giraffensprache: Beispiele, die Marshall B. Rosenbergs Kommunikationstheorie illustrieren
- Infokasten: Zertifizierung zum GFK-Trainer
- Service: Kurzrezensionen von fünf Büchern sowie Hinweis auf zwei Webseiten zum Thema Gewaltfreie Kommunikation