In aller Ruhe, so als hätte er alle Zeit der Welt, zündet sich Clint Eastwood im Film 'Zwei glorreiche Halunken' sein Zigarillo an. Dabei könnte ihn die Situation Kopf und Kragen kosten: Der Haudegen muss sich einem Duell stellen. Aber 'der Blonde' weiß, wo er steht, er sieht, wo die Sonne steht und vor allem sieht er, wo seine Gegner stehen. Er ist ein Musterbild an Gelassenheit – und hat damit vielen Managern sehr viel voraus. Diese nämlich sind von solcher Coolness oft weit entfernt. In Konflikten und heiklen Situationen reagieren sie hektisch und unangemessen. Sie verfallen in Ängste, verlieren durch Selbstzweifel jeden Mut und blockieren damit ihre wertvollen Kompetenzen.
Gelassenheit ist heute eine seltene Eigenschaft in der Welt des Managements wie allgemein der Berufswelt. So vergeht kaum ein Tag ohne Schlagzeilen wie 'Stress-Opfer resignieren','Die Psyche schreit nach Ruhe' oder 'Hektik frisst Seele auf'. Gründe sind neben der Informationsverdichtung immer schnellere, immer enger getaktete und von immer mehr Unterbrechungen gekennzeichnete Arbeitsprozesse. Dem Wissenschaftsjournalisten Ulrich Schnabel zufolge ist die 'Epoche der rasant zunehmenden Aufmerksamkeitsstörungen' angebrochen. Und laut einer Forsa-Umfrage von 2009 geben über 60 Prozent der Menschen Hektik und Unruhe als Hauptauslöser ihrer Stressleiden an.
Bilder, Symbole und Informationsdaten reißen uns täglich aus dem inneren Lot. Noch vor wenigen Jahren war ein Gespräch zwischen zwei Managern auf dem Büroflur für mehrere Minuten ungestört möglich. Heute schielen beide, während sie miteinander reden, gleichzeitig auf ihre Smartphones. Später erinnern sie sich dann kaum noch an das, was der Gesprächspartner gesagt, geschweige denn, eigentlich gemeint hat. Das Online-Zeitalter macht es schwer, seelisch offline zu gehen.
Extras:- Der Leinwand- und Werte-Sitz-Trick: Praxisbeispiel von Coach Kai Hoffmann
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