Führung meets Coaching
Führung meets Coaching

Die Zwei-Minuten-Regel

Martin Wehrle stellt eine Methode vor, mit der wir anderen und uns selbst helfen können, bei größeren Aufgaben ins Handeln zu kommen, statt sie immer wieder aufzuschieben.

„Ich bin ganz verzweifelt“, sagte eine Abteilungsleiterin im Coaching. „Seit über einem Monat warte ich darauf, dass mein Mitarbeiter ein Konzept für unsere neue Dienstleistung liefert. Aber immer, wenn ich ihn darauf anspreche, gibt er mir zu verstehen, dass er noch gar nicht damit angefangen hat, weil wieder einmal tausend Kleinigkeiten pressierten. Und vertröstet mich aufs nächste Mal.“ Kommt Ihnen das bekannt vor, bei anderen oder auch bei sich selbst? Dass die kleinen Arbeiten erledigt, aber die großen aufgeschoben werden? In vielen Betrieben wird das Alltagsgeschäft zuverlässig bewältigt, aber zukunftsentscheidende Herausforderungen bleiben in der Planung stecken. Das Strategiepapier sollte geschrieben werden, aber niemand schreibt es. Die Personalplanung sollte überholt werden, aber niemand überholt sie. Das neue Kunden-Event sollte aufgesetzt werden, aber niemand setzt es auf.

Was hindert Menschen daran, große oder neue Projekte anzupacken? Es ist nicht in erster Linie die Zeitnot, es sind Hürden im eigenen Kopf. Aus dem Privatleben kennt man das: Eigentlich würde man gern einen Marathon laufen. Oder ein Buch schreiben. Oder eine Auszeit in einem anderen Land einlegen. Aber wie soll man das organisieren? Sofort sehen wir Hindernisse. Darum bleibt es bei der Planung.

Die gute Nachricht: Wir können etwas tun, um anderen Menschen zu helfen – oder auch uns selbst –, ins Handeln zu kommen und die Hürden im Kopf abzubauen. Ich schlug der Abteilungsleiterin vor, die Zwei-Minuten-Regel anzuwenden. Diese Regel besagt, dass man alles, was in zwei Minuten zu erledigen ist, auf der Stelle tun und keinesfalls aufschieben sollte. Kann man ein Konzept in zwei Minuten beginnen? Ja, das geht.

„Aber wie stelle ich sicher, dass der Mitarbeiter sich wirklich zwei Minuten lang an das Konzept setzt?“ Ich machte der Abteilungsleiterin einen Vorschlag, den sie bei der nächsten Besprechung mit dem Mitarbeiter umsetzte. Sie sagte zu ihm: „Es ist mir wichtig, dass wir jetzt einen ersten Grundstein für das Konzept zur neuen Dienstleistung legen. Ich schlage vor: Jeder von uns schreibt die nächsten zwei Minuten mal ein paar Stichwörter und Gedanken für das Konzept auf. Nur zwei Minuten lang, ich stelle den Timer. Vielleicht sind diese ersten Schritte hilfreich, um die nächsten zu gehen.“

Der Mitarbeiter ließ sich darauf ein. Zum einen hing die Latte des Anspruchs auf einem machbaren Niveau, denn in zwei Minuten war kein ausgereiftes Konzept zu erwarten. Außerdem fühlte er sich gut unterstützt, denn seine Chefin machte mit. Das Experiment gelang: Beide waren auf ein paar gute Ansätze gekommen. Der Mitarbeiter nahm diese Entwürfe mit und sagte zu, die Gedanken bis zum nächsten Treffen fortzuführen. Und tatsächlich: Beim nächsten Mal hatte er das Konzept begonnen und sprach mit seiner Abteilungsleiterin schon über Details.

Dass die Methode so gut funktioniert, hat einen einfachen Grund, der es nicht von ungefähr zum geflügelten Wort geschafft hat. Eine Variante davon lautet so: Auch die größte Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Ist der gegangen, fällt alles Weitere leichter.

Martin Wehrle ist Karrierecoach und Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg. Sein aktuelles Fachbuch heißt „Die 50 kreativsten Coaching-Ideen“. Kontakt: karriereberater-akademie.de

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