Viele Baby Boomer dachten, sie könnten auf ewig so weiter machen. Vor Jahrzehnten stiegen sie ins Berufsleben ein, dienten sich im System 'Befehl und Gehorsam' hoch bis in die Chefetagen. Dort wenden sie das an, was sie bei ihrem Aufstieg von ihren Vorgesetzten lernten: 'Anweisungen geben, kontrollieren, auf Macht und Hierarchie setzen', beschreibt Kirsten Brühl, Coach und Beraterin in Frankfurt, die Sozialisation dieser Führungskräfte.
Doch jetzt kippt ihre Welt, in der es viele Jahre gut lief. Gelernte Facebook-Nutzer drängen massenweise in die Arbeitswelt – und verlangen einen neuen Führungsstil, der genauso ist wie ihr Zuhause, das soziale Netzwerk. Plötzlich sind Offenheit, Dialog, Informationsteilung und Feedback angesagt. Mit den alten Methoden des Umgangs mit Mitarbeitern wollen sie nichts zu tun haben.
Das stellt die Chefs im Baby-Boomer-Alter, knapp 50 und aufwärts, vor einige Herausforderungen. Denn Vorgesetzte, die sich nicht umstellen, haben bald keine Mitarbeiter mehr. Die Jungen fackeln nicht lange, sie kappen das Band zum Chef, kündigen, suchen sich eine Firma, in der die Führungskräfte besser auf ihre Bedürfnisse eingehen. 'Junge Mitarbeiter sind oft so schnell weg, wie sie gekommen sind', beschreibt Stephan Penning, Geschäftsführer der Personalberatung Penning Consulting, die Reaktion, die eintritt, wenn das Führungsverhalten nicht passt. Ein paar Recherchen auf Kununu, dem Arbeitgeber-Bewertungsportal, und schon ist die neue Wunschfirma gefunden. Mittlerweile geht bis zu ein Drittel der neuen Mitarbeiter innerhalb des ersten Jahres wieder, haben die Wirtschaftsprüfer von KPMG in der Studie 'Beyond the Baby Boomers. The Rise of Generation Y' ermittelt. Arbeitslosigkeit fürchten sie nicht, der nächste Arbeitgeber nimmt sie mit Kusshand.
Extras:- Personalexperte im Interview: 'Bei den Arbeitsbedingungen haben künftig die Mitarbeiter das Sagen'
- Literaturtipps: Hinweis auf eine Studie und einen Fachartikel zum Thema Führung im Morgen
- Leserbefragung 'Vorgesetzter 2020': Die Ergebnisse der Umfrage aus Heft 181