Der Bereichsleiter eines großen Unternehmens im Gesundheitswesen fiel aus allen Wolken: Seine ersten Zielvereinbarungsgespräche lösten bei den ausgewählten 30 Gruppenleitern blankes Entsetzen aus. Sie fühlten sich überfahren, bevormundet und unter Druck gesetzt, als er ihn sagte, wieviel Umsatz sie im kommenden Quartal zu bringen haben. Was als Zielvereinbarung gedacht war, kam bei den Mitarbeitern als Befehl von oben an.
'Führen mit Zielvereinbarungen funktioniert nur, wenn Vorgesetzte im Gespräch mit ihren Mitarbeitern echte Vereinbarungen treffen, statt Vorgaben zu machen', betont Brigitte Schwabe, Geschäftsführerin der Schwabe Kommunikation und Management GmbH in Hannover. Doch dieser Unterschied sei vielen Führungskräften offenbar nicht klar, was sich häufig an den unterschiedlichen Redeanteilen im Zielvereinbarungsgespräch ablesen lasse: 'Wenn die Führungskraft einen Vortrag hält und den Mitarbeiter kaum zu Wort kommen läßt, handelt es sich um reine Vorgaben.' Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit mit Zielvereinbarungen sei jedoch eine offene, vertrauensvolle Haltung. 'Sonst fühlen sich Mitarbeiter nicht ernst genommen und empfinden das Zielvereinbarungsgespräch als reine Makulatur.'
'Vor allem in der öffentlichen Verwaltung ist der Begriff Zielvereinbarung negativ besetzt', beobachtet Schwabe, die seit Beginn der Verwaltungsreform in Niedersachen eine Vielzahl von Trainings in Ministerien der Landesregierung und öffentlichen Institutionen durchgeführt hat…