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Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat

Quotendrohung soll Unternehmen Beine machen

In der Frauenfrage geht es wieder – oder: immer noch – hoch her. Gerade erst wurde der freiwillige Kodex der Corporate-Governance-Regierungskommission in puncto Diversity-Gerechtigkeit verschärft, Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will möglichst schnell eine Berichtspflicht einführen, die Unternehmen dazu anhält, die Anzahl der Frauen in Aufsichtsrat und Vorstand zu erhöhen. Und wenn all das nicht fruchtet, droht Plan B: die gesetzliche Frauenquote.

Einer aktuellen Studie des DIW zufolge sitzt auf nur 21 von rund 833 Vorstandssitzen der 200 größten deutschen Unternehmen eine Frau. Das macht 2,5 Prozent. In Aufsichtsräten sind nach Zahlen der Initiative 'FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte' rund zwölf Prozent Frauen vertreten, wobei allerdings 80 Prozent von der Arbeitnehmerseite gestellt werden. Mit den weitgehend frauenfreien Zonen im Topmanagement deutscher Unternehmen könnte es allerdings bald ein Ende haben: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder nämlich hat angekündigt, dass sie eine bereits im Koalitionsvertrag vereinbarte Vorschrift so schnell wie möglich einführen wolle: die Pflicht, als Unternehmen selbst eine Frauenquote für  die Führungsspitze festzulegen und zu veröffentlichen. Steige der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen trotzdem bis 2015 nicht auf mindestens 20 Prozent an, werde dagegen eine allgemeine gesetzlich vorgeschriebene Quote unausweichlich sein, sagte Schröder in einem Interview mit dem Handelsblatt.

Der Corporate-Governance-Kodex wurde schon verschärft

Gewissermaßen ein früher Ausläufer der kommenden Berichtspflicht betrifft bereits jene Firmen, die sich freiwillig an den Kodex für gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung und -kontrolle der Corporate-Governance-Regierungskommission halten. Der Kodex, der sich an Aktiengesellschaften und an bundeseigene Unternehmen richtet, ist kürzlich in Sachen Diversity-Gerechtigkeit verschärft worden. Aufsichtsräte sollen demnach künftig konkrete Ziele für ihre eigene Zusammensetzung im Geschäftsbericht nennen (in welchem Zeitrahmen wollen sie wie viele Frauen in ihren Reihen haben?) und öffentlich über die Zielerreichung berichten. Zudem wird den Aufsichtsräten im Kodex empfohlen, für eine angemessene Berücksichtigung von Frauen auch in den Vorständen zu sorgen.

Die Änderungen in dem freiwilligen Kodex stießen teils auf großen Unwillen in den Unternehmen. Und das, obgleich das Regelwerk den Firmen jede Menge Handlungsspielraum lässt und nur vage Empfehlungen gibt. So kritisierte etwa Stefan Lauer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), Düsseldorf, beim Jahreskongress seines Verbandes, Mitte Juni 2010 in Wiesbaden, die Regierungskommission zweckentfremde den Kodex und mache ihn unzulässigerweise zum Regulator eines breiten Spektrums sozial- und gesellschaftspolitischer Themen.

Personaler suchen nach alternativen Wegen zur Quote

Kein Wunder ist es da, dass erst recht eine gesetzliche Frauenquote bei den HR-Profis auf Ablehnung stößt: Die DGFP jedenfalls hat in einer Blitzumfrage ihre Mitglieder befragt und von einem Großteil (61 Prozent) der 176 Personalmanager, die sich beteiligt haben (darunter 42 Prozent Frauen), ein klares Votum gegen eine gesetzliche Quote erhalten. Und das, obwohl die meisten Personaler durchaus an einen positiven Effekt durch mehr Frauen in obersten Positionen glauben. Nur müssten eben andere Wege als eine Quote gefunden werden, um Frauen verstärkt in Führungspositionen zu bringen. 'Entscheidend ist jetzt, zu analysieren, welche Rahmenbedingungen angepasst bzw. geschaffen werden müssen, um Voraussetzungen zu schaffen, die es vielen hoch qualifizierten und motivierten Frauen stärker als bisher ermöglichen, Führungspositionen zu übernehmen', so Lauer. Es sei nicht zuletzt die Expertise der Personaler, der dabei eine Schlüsselrolle zukomme.

Allzu viel Zeit lassen sollten sich die HR-Profis mit ihrer Analyse allerdings nicht mehr. Denn Familienministerin Schröder betonte: 'Ich kann nur so lange guten Gewissens auf eine Quote verzichten, solange ich in der Wirtschaft eine stetige Verbesserung sehe. Das ist aktuell so, aber wir brauchen eine ständige Veränderung in die richtige Richtung.'
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