Manager mit antiken Helden zu vergleichen, ist gewagt. Und doch beinhalten die griechischen Sagen viele Lehren, die auch für die heutige Geschäftswelt Geltung haben. Hier wie dort geht es um schwierige Entscheidungen, den Mut, Neues zu wagen, und darum, die Konsequenzen seines Handelns zu tragen. Prototyp dafür ist der 'Lebens-Unternehmer' Odysseus: Auf seinem Weg zurück in seine Heimat muss er die Meerenge zwischen Skylla und Charybdis durchschiffen. Eine gewaltige Herausforderung, denn es war noch niemandem vor ihm gelungen, durch diese Klippen hindurchzukommen. Zwar ist er gut informiert über diese gefährliche Engstelle, und er verfügt über hervorragende nautische Kenntnisse. Auch ein tüchtiges Team hat er an Bord. Doch keiner kann ihm sagen, wie er sein Schiff da durchbringen soll.
Unternehmer und Führungskräfte von heute befinden sich oft in einer ähnlichen Situation. Auch sie können auf Informationen, Kompetenzen und ihre Mitarbeiter vertrauen. Aber sonst? Worauf sollen sie angesichts einer Aufgabe setzen, die noch keiner zuvor bewältigt hat? Wonach sollen sie sich richten, wenn alle Alternativen riskant sind? Wie entscheidet man, wenn das Überleben des Unternehmens auf dem Spiel steht?
Es gab einmal eine Zeit, da hatte man gehofft, Gottvertrauen würde weiterhelfen. Eine Hoffnung, die der französische Philosoph Michel Foucault – ein Mann, der sich mit den Odysseen des modernen Lebens bestens auskannte – mit einem Lächeln quittiert hätte: Wir leben nicht mehr in einer gottgegebenen Welt, die Probleme, auf die wir heute stoßen, sind selbstgemacht. Für die bürgerliche Gesellschaft gilt: Hilf dir selbst, nur dann ist dir geholfen. Mit der französischen Revolution haben wir uns die Freiheit genommen, selbst zu bestimmen, in welcher Welt wir leben wollen. Damit sind wir, wenn es ernst wird, aber auch auf uns selbst zurückgeworfen.
Extra:- Kurzporträt Michel Foucault: Leben und Werk