Kaum sind die Lernenden im Seminarraum, schon geht es los. Eine kurze Einführung reicht, nach zehn Minuten steht der erste auf, hält einen Kurzvortrag. Dann melden sich schon die anderen zu Wort, geben ihr Echo zu dieser Vorstellung. Darauf folgt der nächste Minutenvortrag. So geht das den ganzen Abend, drei Stunden. Die Gruppe aus 22 Leuten ist ständig in Bewegung. Ein Trainer, der vorne vor der Gruppe steht, ist nicht zu sehen.
So läuft das Training bei Dale Carnegie. Berufstätige kommen zum Lernen, den Unterricht aber, so scheint es, bestreiten sie selbst. Jedenfalls gibt es keinen, der Folie um Folie über die Leinwand jagt, langatmig die Welt erklärt. Den Lernenden, nicht dem Lehrenden, gehört die Bühne, so lautet der Grundsatz des Trainingsunternehmens mit Sitz in München.
Aktion statt Frontalvortrag, dieses Mantra treibt derzeit die Trainingsbranche um. Wo Berufstätige lernen, geschieht das immer öfter außerhalb des klassischen Settings. Im gesamten Markt gibt es einen neuen Trend: weg von Vortrag, Vorlesung, vorgekautem, dann mit der Frontalmethode verabreichtem Lehrstoff. Experiential Learning heißt das in der Werbesprache der Anbieter, Lernen soll er- und gelebt werden. Mal wird eine App für das Smartphone programmiert und mit Videos vermarktet, mal eine Expedition zu Unternehmern in Südafrika unternommen, mal gebastelt.
Die Szene könnte sich auf den ersten Blick in einem Kindergarten abspielen, stammt aber aus einem MBA-Kurs: Schere, Karton, farbiges Papier, Klebstoff und Stifte liegen bereit. 'Bastelt jetzt', lautet der Auftrag. Die Gruppe macht sich an die Arbeit – aber so zielfrei wie bei den Kleinen ist diese Aktion nicht. Das Team, das um den Tisch sitzt, besteht aus 20 Studenten der Limak, der Business School der Universität Linz.
Extras:- Action Learning: Kurz erklärt und eingeordnet
- Literaturtipps: Kurzrezension eines Buchs über Action Learning und Hinweis auf einen Fachartikel über das Trainingszentrum von McKinsey