Wochenende. Sommersonne mit 28 Grad, und halb München vergnügt sich am Badesee. Auch ich könnte ja, doch, vielleicht... wenn da nicht das schlechte Gewissen wäre. Das permanente schlechte Gewissen, das mich die gesamte Zeit meines MBA begleitet hat. Die Bücher, die noch ungelesen sind, die Übungen und Fallstudien, die ich noch bearbeiten muss, die ungeschriebenen 'Assignments', die ich längst hätte anfangen müssen.
Jahrelang hat mich das schlechte Gewissen getrieben. Ein unbeliebter Freund, den man schwer los wird, selbst im Urlaub nicht. Und wenn ich meine Studienkollegen frage: 'Was ist denn das Schönste, jetzt, wo Du fertig bist?', kommt bei vielen die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Nicht: 'Ich habe viel gelernt'; nicht: 'Ich darf mich jetzt MBA nennen', sondern: 'Endlich kein schlechtes Gewissen mehr.'
Die Arbeitsbelastung bei meinem Studium lag, zusätzlich zu meinem eigentlichen Job, bei ca. 12-15 Stunden pro Woche, dazu kamen rund alle sechs Wochen noch einmal 10-20 Stunden für Seminararbeiten, ferner noch Zeit für 'Tutorials', 'Residential Schools' und die halbjährliche Prüfungsvorbereitung. Wem dies zu abstrakt ist: Das Arbeitspensum bedeutet, jeden Morgen zwei Stunden früher aufzustehen und ein Wochenende pro Seminararbeit zu investieren. Dies gilt es kontinuierlich durchzuhalten: Semesterferien gibt es nicht und wer mit dem Stoff ins Hintertreffen gerät, kann schnell gezwungen sein, ein halbes Jahr dranzuhängen.