Spinnenphobiker, die plötzlich Tarantelbeine streicheln können, Menschen mit Flugangst, die glücklich über den Wolken schweben, oder solche, die trotz panischer Angst vorm Zahnarzt entspannt im Behandlungsstuhl Platz nehmen: So medienwirksam werden im Fernsehen gern energetische Psychologie und Klopfakupressur präsentiert. Denn was Johannes B. Kerner und Günther Jauch gleichermaßen fasziniert, ist der augenscheinlich sofortige Erfolg der Therapiemethode: Nachdem Patient und Therapeut mehrmals mit Zeige- oder Mittelfinger auf verschiedene Körperpunkte zwischen Stirn und Rippenbogen geklopft haben, sind schwere Phobien dauerhaft geheilt, absurde Ängste verschwunden – und das quasi vor laufender Kamera.
Das klingt nicht nur für Skeptiker unglaublich: So simpel soll eine ernsthafte Alternative zu jahrelangen Therapiesitzungen aussehen? Und spätestens, wenn man die ergänzenden Angebote der telegenen Klopf-Therapeuten begutachtet, schrillen im gesunden Menschenverstand die Alarmglocken: Da gibt es Heilsversprechen wie 'Klopf dich glücklich!' und ein breit gefächertes Angebot an Seminaren, in denen sich beispielsweise finanzieller Erfolg herbeiklopfen lässt oder ambitionierte Hobby-Golfer ihr Handicap verbessern können.
Doch ganz so einfach lässt sich die angebliche Wundertechnik nicht als Scharlatanerie abtun, auch wenn es bisher keine überzeugende wissenschaftliche Studie zum Thema gibt. Denn die energetische Psychologie wird immer häufiger eingesetzt und das offenbar mit Erfolg – sei es bei der Therapie posttraumatischer Belastungsstörungen von Irakveteranen, bei der psychotherapeutischen Behandlung von Angstzuständen oder auch nur zur Stressreduzierung. Und fast alle, die die Klopftechniken selbst ausprobieren, berichten von überraschenden Erfahrungen.
Extras:- Energetische Psychologie: Welche Ansätze sich hinter diesem Begriff verbergen
- Klopfen zum Ausprobieren: Eine kurze Ãœbung, die jeder selbst versuchen kann