Führungskräfte müssen auch unter Druck ruhig und sachlich bleiben. Sie müssen kritisieren und harte Entscheidungen treffen, dabei aber sensibel und wertschätzend bleiben. Und dabei müssen sie auch noch authentisch sein und Gefühle zeigen, sich jedoch niemals gehen lassen. 'Führungskräfte brauchen eine hohe Toleranz gegenüber emotionalen Widersprüchen', fasst Franz Hütter, Experte für Applied Cognitive Neuroscience an der Hochschule für angewandtes Management Erding, die Anforderungen an die Gefühlswelt von Managern zusammen. Das gilt besonders, wenn es ungemütlich wird: 'Es kann passieren, dass man einem Mitarbeiter ein wertschätzendes Feedback geben muss, obwohl man ihm eigentlich lieber eins überziehen würde', so der HR-Berater.
Es ist so banal wie zentral: Wer Menschen führt, muss seine Gefühle im Griff haben. Doch genau das fällt vielen Führungskräften offenbar schwer. Eine Studie, die der Weiterbildungsanbieter Comteam im Mai 2014 veröffentlich hat, belegt das: 'Selbstkontrolle und emotionale Stabilität werden am häufigsten genannt, wenn es um eigene Defizite und Weiterbildungsbedarf geht', erklärt Lorenz Forchhammer, Senior Partner bei Comteam, das Studienergebnis. Und anscheinend ist diese selbstkritische Einschätzung noch nicht kritisch genug: 'Der Vergleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung zeigt, dass die Führungskräfte auf andere emotional noch weniger stabil wirken, als sie von sich selbst glauben', so Forchhammer.
Diese Instabilität ist riskant: Denn wenn Manager die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren, gefährden sie die Bedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit – und die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Um das nachzuvollziehen, muss man nicht das Klischee des brüllenden Vorgesetzten bemühen, der sich an seinen Mitarbeitern abreagiert. Schon kleine Unkontrolliertheiten können den Mitarbeiter emotional treffen.
Extras:- Fünf Übungen für einen souveränen Umgang mit Gefühlen
- Infokasten: Die Neurobiologie des Affekts
- Selbsttest: Welcher Emotionstyp bin ich?
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern über Schematherapie und Neuro-Organisationskultur sowie Hinweis auf einen Fachartikel über Selbstführung