EDV-basiertes Testverfahren: Führungskompetenz firmenspezifisch messen

'Unsere Führungskräfte müssen Visionen vermitteln können.' Unternehmen lieben solche Sprechblasen, die allerdings wenig darüber aussagen, was sie tatsächlich von ihren Managern erwarten. Umso schwieriger ist es, zu ermessen, ob und in welchem Ausmaß die Führungskräfte bzw. externen Bewerber über jene Kompetenzen verfügen, die vom Arbeitgeber als wichtig erachtet werden bzw. inwieweit diesbezüglich noch Entwicklungsbedarf besteht. Ein internetbasiertes Verfahren zur Messung von Führungskompetenzen, das an der Fakultät für Psychologie der Ruhr Universität Bochum (RUB) unter der Leitung von Professor Dr. Heinrich Wottawa entwickelt wurde, soll hier Abhilfe schaffen.

Statt eines allgemeinen Kompetenzrasters wird dem Instrument das individuelle Kompetenzmodell des jeweiligen Unternehmens zu Grunde gelegt. Das bedeutet, dass sich die Unternehmensvertreter vor der Konzeption des Tests darüber klar werden müssen, was sie unter einer so schwammigen Vorgabe wie 'Visionen vermitteln' überhaupt verstehen. Davon ausgehend entwickeln die Wissenschaftler 30 Testsituationen, in denen die Probanden zu beurteilen haben, welche Verhaltensalternativen aus ihrer Sicht am sinnvollsten bzw. unsinnigsten sind. Die Auswertung erfolgt automatisch, ist aber ebenfalls unternehmensspezifisch zugeschnitten. Gibt es in der Firma z.B. kein Coaching-Programm, dann schlägt das System auch kein Coaching zur Verbesserung der Führungskompetenz vor. So viel Individualität ist freilich nicht umsonst zu haben: 20.000 bis 30.000 Euro kostet die Entwicklung des Tests, 100 Euro sind zusätzlich pro Testperson zu zahlen. Rentabel wird das Ganze erst ab ca. 100 Probanden.