Auf solche Reisen gehen Postpakete selten: Als Erstes landet das Päckchen an der Packstation in den Händen einer jungen Frau – 'Sarah'. Die gibt es nach einer Etappe in der Straßenbahn in einem Kiosk ab und tauscht ihre Identifikationsdaten per Smartphone mit der Verkaufskraft aus. Kurz darauf betritt ein junger Mann den Laden. Der geheimnisvolle Datenaustausch findet erneut statt, das Paket wechselt wieder den Empfänger und wird von dem jungen Mann per Fahrrad weiterbefördert. Die Sendung passiert noch weitere Stationen – die klatschfreudige Hausfrau 'Marie J.', die ambitionierte Joggerin 'Juli G.' – bis es schließlich bei seiner Empfängerin landet.
Anschauen kann man sich das alles in einem Video unter www.thedarkhorse.de/dhl-bring-buddy. Was hinter der Inszenierung steckt, ist ein von Studenten und der Deutschen Post DHL entwickeltes Logistikkonzept namens bring.Buddy. Die Idee dahinter: Pakete werden nicht vom Postdienst per Lieferwagen angekarrt. Vielmehr gelangen sie über eine Kette von Privatpersonen, die über ein Social-Network miteinander verbunden sind, gegen eine kleine Entschädigung zum Ort ihrer Bestimmung.
Das ungewöhnliche Konzept ist die Antwort auf eine Frage, die die Innovationsabteilung von DHL im Jahr 2009 als Projektauftrag an die School of Design Thinking am Hasso Plattner Institut (HPI) in Potsdam gerichtet hat: Wie lässt sich die Konsumgüter-Lieferkette in verkehrsüberlasteten Innenstädten der Zukunft verbessern? 'Die bring.Buddies-Idee ist natürlich ziemlich verrückt', sagt Irma Lindt, Director Innovations Excellence im Bereich Solutions & Innovation bei DHL. Gerade deshalb brachte DHL das Konzept 2010 auch in den deutschen Pavillon der Expo in Shanghai ein – als Vision für die Zukunft.
Extras:- Fallbeispiel Metro: Design Thinking für Serviceinnovationen
- Ten Points: Arbeitsgrundsätze im Design Thinking
- Grafik: Der Design-Thinking-Prozess nach Zuschnitt der HPI D-School
- Literaturtipps: Kurzrezensionen dreier Bücher über Design Thinking