René Kaute packt den gesamten Hausstand in den Kombi und biegt auf die Berliner Stadtautobahn ein, Richtung Süden. Er fährt nach Hause, nach Köln. Für ihn ist es der Anfang einer Reise - und das Ende einer Odyssee namens New Economy. Denn René Kaute war einmal Internetunternehmer. Die 1999 gegründete Firma gibt es zwar noch, aber das Geschäft köchelt auf kleiner Flamme. Nichts für Machertyp Kaute. Und so bricht der ehemalige TV-Produzent die Zelte ab. Kurz hinterm Wannsee ist die Autobahn gesperrt. Stau, warten, und im Kopf kreist die Frage: War’s das?
Nicht nur Ex-Dotcommer Kaute stellt sich diese Frage. Schließlich dachte vor zwei Jahren noch eine ganze Nation, dass das Internet das Wirtschaftsleben für immer verändern würde. Fest steht: Die Kurse sind gecrasht. Und mit ihnen die Ideen der jungen Wilden? Höchste Zeit für eine Bilanz: Was ist von der Neuen Ökonomie wirklich übrig? Bleiben nur gebrauchte Serverschränke und geplatzte Träume?
Die Antwort lautet: Nein - oder um mit Mark Twain zu sprechen: Die Nachricht vom Tod der New Economy ist stark übertrieben. Denn jetzt, nachdem Hype und überzogenene Hoffnungen verflogen sind, beginnt der Siegeszug der neuen Wirtschaft erst richtig. Allem voran der des Mediums Internet. Denn das Web hat sich, allen Unkenrufen zum Trotz, seinen Platz in der Wirtschaftswelt erkämpft. “Ich war überrascht, wie positiv viele Unternehmen das Netz heute bewerten”, berichtet Bernd Wirtz, Professor für Betriebswirtschaft an der Universität Witten/Herdecke. In einer groß angelegten Studie mit dem Titel “Deutschland Online” (zusammen mit T-Online und dem Axel Springer Verlag) hat er unlängst den digitalen Status der Nation erfasst. Erstaunliches Ergebnis: 30,2 Prozent aller Unternehmen hier zu Lande glauben, dass das Internet in Zukunft eine hohe Bedeutung für ihre Geschäftstätigkeit hat.
Extras:
- Kurzrezension des Buches “Wie wir waren” von Constantin Gillies - Einblicke in Führung, PE und Unternehmertum der New Economy.
- Interview: US-Berater und Autor des Buches “Leading Geeks” Paul Glen über Führung und Motivation von Dotcom-Mitarbeitern.