Wer kennt ihn nicht - den hyperintelligenten Autisten Ray Babbitt, dessen Darstellung Dustin Hoffman im Film “Rain Man” so meisterlich gelang? Babbit vollbrachte die erstaunlichsten Gedächtnisleistungen, doch es gelang ihm nicht, zu anderen Menschen in Kontakt zu treten. Viele Zuschauer erfuhren erstmals durch den Film, dass es eine Krankheit namens “Autismus” gibt - und sie erhielten eine Ahnung davon, wie erstaunlich wenig Intelligenz weiterhilft, wenn sie ohne Emotion daherkommt oder, besser gesagt, ohne die Fähigkeit, Gefühle bei sich selbst und bei anderen zu erkennen und der Situation entsprechend damit umzugehen.
Der Philosoph Karl Popper, der Hirnforscher John Eccles und der Psychologieprofessor Howard Gardner von der Harvard University gehörten zu den ersten, die sich mit der Frage der Einbeziehung von Emotionen in den Bereich der Intelligenz und mit den Bestimmungsfaktoren sozialer Intelligenz beschäftigten. Im Jahre 1990 schufen die Psychologen John Mayer (University of New Hampshire) und Peter Salovey (Yale) dann eine wissenschaftliche Fundierung des Begriffes “emotionale Intelligenz”. Sie legten den Fokus erstmals auf die Betrachtung der Gefühlswelt und versuchten, eine Beziehung zwischen den Fähigkeiten Selbstwahrnehmung, Selbstbeherrschung, Empathie und sozialer Kompetenz herauszustellen. Mayer und Salovey waren es auch, die erste Tests zur Messung der emotionalen Intelligenz entwickelten.
Zu weltweiter Popularität hat dem Begriff der “emotionalen Intelligenz” jedoch erst der promovierte Psychologe und Wissenschaftsredakteur Daniel Goleman verholfen, der das Konzept in seinem gleichnamigen Buch populärwissenschaftlich aufbereitet hat. Das Buch, das im Jahre 1995 erstmals erschien, wurde ein Weltbestseller.