Wer ein guter Manager sein will, braucht beides: die Fähigkeit zur Harmonie, aber auch Kampfgeist, um Herausforderungen anzugehen. So die Philosophie des US-amerikanischen Bestseller-Autors und Trainers Dan Millman, der im Herbst 2008 mit Seminaren nach Deutschland kommt. managerSeminare hat Millman vorab über sein Ideal des friedvollen Kriegers befragt.
Ist die Idee eines 'friedvollen Kriegers' nicht ein Widerspruch in sich?Dan Millman: Der Schlüssel zum Weg des friedvollen Kriegers ist die Balance zwischen einem friedvollen Herzen und dem Kämpfergeist. Um in der Welt zu bestehen, brauchen wir beide Perspektiven. Im Business geht es vor allem darum, unsere inneren Kämpfe, unsere Selbstzweifel und Unsicherheiten in den Griff zu bekommen, um jedem Moment unsere volle Konzentration widmen zu können. Ein friedvoller Krieger zu sein, bedeutet, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben, aber auch nach den Sternen zu greifen.
Welche Geheimnisse hält der 'friedvolle Krieger' für Führungskräfte bereit?Millman: Manager brauchen psychologisches Geschick, müssen motivieren können und das Beste aus ihren Mitarbeitern herausholen. Das kann manchmal schwierig sein. Aber es ist nichts Geheimnisvolles daran, eine gute Führungskraft zu sein. Wir beeinflussen Menschen durch unser Vorbild, indem wir Mitgefühl, Klarheit und Empathie zum Ausdruck bringen. Ich vermittle Führungskräften, dass sie ihr Verhalten klar ausrichten sollten. Das hört sich vielleicht nicht spektakulär an, aber glauben Sie mir, wenn man es einmal wirklich verstanden hat, eröffnet sich einem ein völlig neuer Weg, um effektiv mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten.
Woran mangelt es Managern heutzutage am meisten? In welchen Bereichen sehen Sie Nachholbedarf?Millman: Wie den meisten von uns fehlt es auch Managern häufig an klaren Sinnbezügen, einer konzentrierten Absicht und einem Gefühl der Verbundenheit. Wir alle sehnen uns – ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht – nach Wertschätzung und einem Sinn, der über finanzielle Kompensationen hinausreicht. Es geht darum, wieder einen Blick für das große Ganze zu entwickeln, für die Kunst des Lebens.
Im Business gilt Kampf immer noch als Tugend. Kann diese Perspektive auch kontraproduktiv sein?Millman: Ich denke, die Geschäftswelt steht vor der großen Aufgabe, den Wettbewerb um jeden Preis durch konstruktive Zusammenarbeit zu ersetzen. Zurzeit ist es noch wie im Sport: Wir feuern die eine Seite an und betrachten die andere als das feindliche Lager. Und wir glauben, dass dieses Konkurrenzdenken zu exzellenten Leistungen führt. Aber in der Praxis zeigt sich immer wieder: Wenn wir uns auf diese Weise vom 'Gegner' abgrenzen, verlieren wir uns.
Wie kann das von Ihnen propagierte 'friedvolle Herz' hier einen Ausgleich schaffen?Millman: Es geht darum, eine Geisteshaltung zu entwickeln, die weder passiv noch aggressiv ist, sondern bestimmt. Wir sind nämlich dann besonders wirksam, wenn wir uns sowohl um Harmonie in unseren Beziehungen bemühen als auch die Herausforderungen annehmen, mit denen wir konfrontiert sind. Und dabei sollten wir bedenken, dass wir die wichtigsten Kämpfe in unserem Inneren ausfechten. Es geht darum, Logik und Intuition zu verbinden, eine innere Balance zu erreichen, die wir im Business zum Ausdruck bringen können.
Und wie schafft man das, ohne darüber seinen Biss zu verlieren?Millman: Ich habe mich viele Jahre mit Kampfkunst beschäftigt und dabei gelernt, dass es auf einen wendigen Geist und einen geschmeidigen Körper ankommt. Der Taoismus lehrt uns, dass das 'Weiche' das 'Harte' besiegen kann. Es geht nicht um konkrete Methoden oder Techniken, sondern darum, zu erkennen, was in einer konkreten Situation am besten funktioniert.
Ihre Ideen spiegeln einen sehr spirituellen Geist wider. Wie passt der ins nüchterne Business?Millman: Ich versuche, den Begriff 'spirituell' zu vermeiden, denn jeder Mensch verbindet damit etwas anderes. Sagen wir lieber, meine Methoden spiegeln ein tiefes Verstehen – und Einsicht ist im Geschäftsleben genauso hilfreich wie überall sonst. Ich merke immer wieder, dass im Business Methoden akzeptiert werden, die zu besseren Ergebnissen führen. In der Wirtschaft kann man es sich nicht leisten, pathetischen Ideen nachzuhängen, wenn sie nicht praktisch umsetzbar sind und einen konkreten Nutzen haben. Der 'Weg des friedvollen Kriegers' hat sich über viele Jahre im Sport bewährt und lässt sich hervorragend auf die Herausforderungen des Business übertragen.
Wo liegen die Vorteile dieses Weges gegenüber herkömmlichen Management-Methoden?Millman: Ich sehe meinen Ansatz nicht als Ersatz für Management-Methoden, die sich über viele Jahre entwickelt und bewährt haben. Das, was ich lehre, ist vielmehr eine Ergänzung. Mein Anliegen ist es, den Menschen ein tieferes Verständnis davon zu vermitteln, wie sie ihre menschlichen Qualitäten am besten nutzen können. Denn es geht auch im Business in erster Linie um unser Mensch-Sein und erst in zweiter Linie darum, dass wir auch Manager oder Mitarbeiter sind.