Der Umgangston ist harscher geworden: Konjunkturschwankungen, Sparmaßnahmen, Fusionen, der damit verbundene Machtverlust vieler Manager und Personalfreistellungen haben das Klima verschlechtert - was auch im kommunikativen Bereich zu negativen Auswüchsen führt. Viele Menschen fühlen sich durch die angespannte Wirtschaftslage offenbar so bedroht, dass sie in Abwehrhaltung gehen und ihre sprachlichen Ellenbogen ausfahren. Sie begreifen unfaire Kommunikationstricks als Überlebensmöglichkeit. Devise: 'Fressen oder gefressen werden'. Um als Sieger dazustehen, Recht zu behalten, den anderen auszustechen, ihn mundtot oder gar lächerlich zu machen, greifen sie in die Kiste der Kommunikationsgemeinheiten. Unfaire Rhetorik, Dialektik und unqualifizierte Streitgespräche sind daher an der Tagesordnung.
Fatal dabei ist: Auf der Suche nach Möglichkeiten, solche Angriffe auf die eigene Person abzuwehren, keimt in vielen der Wunsch auf, es dem Angreifer mit gleicher Münze heimzuzahlen. Jedenfalls bitten Teilnehmer in Führungs- und Verkaufstrainings, in Moderatoren- und Train-the-Trainer-Kursen immer häufiger um Unterstützung in Sachen Schlagfertigkeit. Und zahlreiche Angebote auf dem Markt locken ja auch mit dem Versprechen, dass es möglich ist, mit standardisierten Antworten nahezu jeglicher Provokation begegnen zu können.
Was die Schlagfertigkeitstrainer jedoch verschweigen: Emotional auf dem gleichen Niveau zu reagieren bedeutet oft, dass die Gespräche - wenn man überhaupt noch von Gesprächen reden kann - eskalieren: Konfrontation und Rechtfertigung im ständigen Wechsel als verbaler Showdown. Diese Art der Kommunikation hat nicht nur etwas Menschenverachtendes an sich, sondern sie führt auch zu keinem Ergebnis.
Extras:
- Checkliste: Sechs Punkte, die gutes Zuhören ausmachen
- Wie Sie eine Brücke zur konträren Position Ihres Gesprächspartners bauen
- Spaßige Begriffskonstruktionen, mit denen Sie Schaumschlägern den Wind aus den Segeln nehmen