Auf Unilevers Firmenparkplatz ist es längst dunkel. Leer sieht das Areal jetzt aus. Die Mitarbeiter sind schon weg - zu Hause, im verdienten Feierabend. Das ist die Stunde der Firmenspione: Einige Gestalten schleichen herum, kaum sichtbar bei der schwachen Beleuchtung. Was sie suchen: Mülltonnen. In den Abfallbehältern stecken kiloweise Papiere: Weggeworfenes von den Manager-Schreibtischen - mit Informationen, die heiße Ware sind. Auf zerknüllten Blättern zwischen Zeitschriften und Brötchentüten finden die Spione, was sie suchen: Zahlen über das Haarwaschmittel-Geschäft von Unilever, über Strategie und Marktvorhaben.
Eine brisante Geschichte, die sich, wie hier nachempfunden, im Jahr 2001 zugetragen hat. Denn die Müllwühler kamen im Auftrag des Konkurrenten: Procter & Gamble hatte die Leute beauftragt, den Wettbewerber auszuforschen. Die Beute, die aus den Kehrichtbehältern in Procters Hände kam, hatte es in sich. 80 Dokumente brachte die Recherche im nicht ganz sauberen Millieu. Herrschaftswissen, das Unilever wohl kaum freiwillig an seinen Konkurrenten herausgerückt hätte.
Das ist ein Fall von Competitive Intelligence (CI), der Ausforschung von
Unternehmen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Anwender dieses Werkzeugs verstehen sich auf Konkurrenzausforschung mit System – Competitive Intelligence-Prakitker sammeln jegliche verfügbaren Informationen, analysieren strategische Vorstöße und recherchieren im Umfeld des beobachteten Unternehmens. Wenn nötig, bis in die Mülltonne.
Extras:
- Info-Kasten: Strategien zur Abwehr von Competitive Intelligence - Empfehlungen des amerikanischen CI-Spezialisten Bill DeGenaro.
- Info-Kasten: So können sich Unternehmen vor Wirtschaftsspionage schützen.