Bruno Franzen konsumiert Managementbücher auf seine Weise: Im neuen Buch von John Naisbitt las er nur das erste Drittel. Stieß er bei der Lektüre auf interessante Passagen, riß er diese Seiten einfach aus dem Buch heraus. Dann wird das so behandelte Werk entsorgt: „Gelesene Bücher werfe ich weg“, beschreibt Franzen, Inhaber der Zürcher Aruno AG, sein Verhältnis zum Gedruckten.
Richtig wütend wurde Dr. Monique R. Siegel, als sie ihre Bibliothek aus 500 Managementbüchern für den Umzug in Kisten packte. Sie nahm Buch für Buch aus dem Regal und merkte bei der Prozedur: „Die Management-Propheten haben versagt. Schon nach zwei, drei Jahren sind ihre Ideen veraltet, outdated.” Die Initiatorin des Management-Symposiums für Frauen zog die Konsequenz und befreite sich vom Ballast überflüssiger Bücher: „Die Hälfte habe ich gleich verschenkt”, beschreibt Siegel, wie sie Platz in ihrem Bücherschrank schaffte.
Siegel und Franzen sind mit ihrer Meinung über Managementlehren nicht allein. Immer mehr Manager, Unternehmer und Trainer fragen sich: Warum die vielen Bücher? Warum jedesmal 59 oder 69 Mark ausgeben für ein Buch, das wenig Neues und Erhellendes bietet?
Die Buchverlage produzieren und produzieren. Jedes halbe Jahr, im Frühling und im Herbst, kommen über 100 neue Management Bücher auf den Markt. Viele Bücher locken mit neuen Buzzwords, also Modewörtern: „Undercover-Marketing“ empfiehlt der Ueberreuter-Verlag für die, denen normales Marketing nicht mehr ausreicht. „Total Innovation Management“ lobt ein neues Buch vom Econ-Verlag aus für alle, die über Total Quality Management schon müde geworden sind. „Business Reframing“ vom Gabler-Verlag soll all denen auf die Sprünge helfen, denen Business Reengineering nicht mehr ausreicht…