Die Zunge hängt raus, die Pfoten liegen schlaff auf der Seite, die Ohren sind ohne Spannkraft. Die Botschaft der Postkarte ist klar: Dieser Hund kann nicht mehr. Über seinem Kopf steht in roten Lettern: Burnout. Dem Begriff für extreme Erschöpfung kann man sich dieser Tage selbst am Grußkartenständer nicht entziehen. Dass er nun sogar für Pointen herhalten muss, markiert wohl einen vorläufigen Tiefpunkt einer sehr wechselhaften Begriffskarriere.
Dabei begann alles durchaus hoffnungsvoll: Vor rund drei Jahren wurde Burnout quasi über Nacht zum Medienstar. Innerhalb weniger Monate berichteten fast alle großen Publikumszeitschriften über das Erschöpfungssyndrom. Durch die Bekenntnisse von Prominenten und Sportlern wurde Burnout schließlich zum Dauerthema auf Titelseiten und in Talkshows. Arbeitsmediziner und Psychologen begrüßten zunächst das öffentliche Interesse: Endlich, so der Tenor, fiele der Lichtkegel der Aufmerksamkeit auf das bis dato weitestgehend im Schatten liegende Thema seelische Leiden. Einziges Problem: die unklare Diagnose. 'Im Gesundheitswesen gilt Burnout offiziell nicht als Krankheit, weil sich die Symptomatik bisher nicht genau genug von anderen Erkrankungen wie etwa der Depression abgrenzen lässt', erklärt Jörg Fengler, Therapeut und Professor für Klinische und Pädagogische Psychologie an der Universität zu Köln.
Lange Zeit störte diese Definitionslücke niemanden. Medien griffen das Thema gerne auf, der Markt der Hilfsangebote wuchs. Doch langsam begann sich unter Experten Unbehagen breitzumachen. Vor allem der zunehmend undifferenzierte Gebrauch des Begriffs bereitete ihnen Bauchschmerzen.
Extras:- Infokasten: Fünf Fakten über Burnout
- Service: Kurzrezensionen von vier Büchern zum Thema Stress und Burnout