Stille Arbeitsbienen mögen den Laden zusammenhalten. Karriere machen andere. Eine hervorragende Arbeit, von der niemand erfährt, nützt dem Fortkommen wenig, nicht umsonst drehen sich Karrieretipps um eine offensive Selbstpräsentation: Man solle sich eine Bühne verschaffen, heißt es, seine Stärken und Leistungen betonen, Erfolge für sich reklamieren. Klappern gehört zum Handwerk. Self-Branding nennt man das oder, schicker, Sichtbarkeit.
'Selbstdarstellung spielt eine immer größere Rolle im Arbeitsleben', sagt Sabine Siegl, Beraterin von WM-Consult aus Berlin und Präsidentin des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (BDP). Das gilt umso mehr, je undurchsichtiger wird, was genau Manager, Kreative und andere Wissensarbeiter überhaupt machen. Input entkoppelt sich zunehmend vom Output. Flache Hierarchien, Teamarbeit und eine immer komplexere und zunehmend selbstorganisierte Arbeit führen dazu, dass die Leistung Einzelner kaum noch objektiv messbar ist. Umso wichtiger wird für die Auswahl und Beurteilung von Mitarbeitern, wie leistungsfähig sie wirken. Für Siegl bedeutet das eine Fokusverschiebung: 'Für die Karriere ist das richtige Auftreten vielleicht noch wichtiger als die Kompetenz.' Erfolgreich ist, wer erfolgreich wirkt.
Die Konjunktur des Scheins hat einen Haken: Sie erhöht die Karrierechancen guter Selbstdarsteller unabhängig davon, ob sie fähig sind oder nicht. Blender haben es so leicht wie nie, Kompetenzen karrierefördernd zu inszenieren, die sie nicht oder nicht im angegebenen Umfang besitzen. Mit Ausstrahlung und großen Gesten, mit eloquenten Nullaussagen und den äußeren Zeichen des Erfolgs schaffen Blender es bis in Führungsetagen, wo sie mangels Kompetenz falsche Entscheidungen treffen und so Teams oder ganzen Unternehmen großen Schaden zufügen können.
Extras:- Verhalten, Emotionen, Stress: Wie Kompetenzlügner entlarvt werden können
- Fünf Entlarvungstechniken – auch als vorbeugende Abwehrmaßnahmen
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von drei Büchern und Hinweis auf einen Fachartikel