Personalchef Max Gieringer ist auf Geschäftsreise unterwegs. In einer Pause zwischen zwei Terminen nimmt er sein iPhone zur Hand. 'Seit drei Tagen habe ich den Status des Humankapitals nicht mehr gecheckt', geht es ihm durch den Kopf. Mit dem Finger streicht Gieringer über das Display. Die biometrische Sicherheitsabfrage meldet sich, er legt die Kuppe des Zeigefingers auf den Scanner. 'Okay', blinkt die Human-Capital-App in grüner Schrift. Jetzt kann er aus der Ferne auf das Controllingsystem des Unternehmens zugreifen.
Aktuelle Statusabfrage: Personalkosten, Humankapitalbestand, alles im positiven Bereich. Dann klickt er auf die Einzeldaten. Gieringer runzelt die Stirn. 'Was ist da nicht in Ordnung?', grübelt er. Die Werte für Motivation und Bindung gehen leicht zurück. Zum Glück nicht in der gesamten Firma, aber in zwei der größeren Niederlassungen. 'Da ist Handlungsbedarf', sagt sich der Personalchef. Dann ist er schon auf dem Weg zum nächsten Termin.
Gieringer ist eine fiktive Figur aus der Zukunft. Aber was er tut, könnte bald Realität sein. Das größte Vermögen im Unternehmen, das Humankapital, wird sich bald abbilden lassen in einer Balanced Scorecard, die ähnlich präzise die aktuellen Zustände meldet wie der Höhenmesser und die Treibstoffanzeige in einem Cockpit. Und es gibt ein noch ehrgeizigeres Fernziel, das die Experten, die mit dem Thema befasst sind, verfolgen: Humankapital soll wie jeder andere Wertgegenstand in der Firma in der Bilanz erfasst werden. Damit würden dann nicht mehr nur Maschinen, Immobilien und Vorräte das in Geldwert darstellbare Vermögen der Firma bilden, sondern auch das Wissen und Können der Mitarbeiter.
Extras:- Zahlen, die bald zählen: Auszug aus dem neuen Standard HCR10
- Wissensbilanz: Status und Ausblick – ein Interview mit Dr. Ingo Rollwagen, Senior Analyst für Zukunftsfragen bei der Deutschen Bank
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern über Humankapitalmanagement