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Bestandsaufnahme

Wie geht es Deutschlands Führungskräften?

Sie wählen vor allem konservativ oder liberal, immer öfter aber auch rot oder grün. Sie sind offen für einen Arbeitgeberwechsel, schätzen aber ihre Arbeitsmarktchancen nicht allzu optimistisch ein. Sie leben mit einer hohen Arbeitsbelastung, glauben aber, ihre Work-Life-Balance voll im Griff zu haben. Eine aktuelle Bestandsaufnahme zeichnet ein vielschichtiges bis ambivalentes Bild deutscher Führungskräfte.

Eine gründliche Bestandsaufnahme zur Situation der deutschen Führungskräfte hat der in Berlin ansässige Deutsche Führungskräfte Verband ULA vorgelegt. Für die „Führungskräftestudie 2007“ erteilten 3.540 Verbandsmitglieder im Vorjahr detailliert Auskunft über ihre berufliche und soziale Situation sowie über ihre politische Orientierung.  Die Ergebnisse offenbaren sowohl Konstanten als auch Unterschiede gegenüber der Situation von vor zehn Jahren, also 1996, als der Verband zum ersten Mal die Situation der Manager ausgeleuchtet hat. Was die heutige Stichprobe von der damaligen unterscheidet: Der Anteil der Jüngeren ist größer. Und auch der Frauenanteil ist leicht gestiegen – besonders in den höheren Altersgruppen. Die Autoren lesen daraus einen Normalisierungseffekt ab und konstatieren: „Die Spuren aus Zeiten, in denen Frauen in Führungspositionen faktisch nicht vorkamen, schwinden.“

Kurz vorm Rentenalter noch wechselwillig

Größere Unterschiede gegenüber der Untersuchung von 1996 zeigen sich vor allem in puncto beruflicher Mobilität. So nahm die Zahl jener Führungskräfte ab, die bislang nur für einen einzigen Arbeitgeber gearbeitet haben. Sie sank von 31 Prozent 1996 auf 23 Prozent 2006. Heutzutage blicken die meisten Führungskräfte auf drei oder vier unterschiedliche Arbeitgeber zurück. Angesichts des gesunkenen Durchschnittsalters der Stichprobe sei dies umso bemerkenswerter, meinen die Autoren. Auch die Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln, ist sehr hoch. Sie lässt zwar mit zunehmendem Alter etwas nach, doch bleibt die Quote selbst in den rentennahen Jahrgängen mit 47 Prozent Wechselwilligen beachtlich.

Die Führungskräfte schätzen ihre Chance, im Falle eines Arbeitsplatzwechsels einen genauso attraktiven oder besseren Arbeitsplatz als ihren derzeitigen zu ergattern, allerdings eher schlecht ein. Nur ein Drittel meint, gute bis sehr gute Arbeitsmarktchancen zu haben. Und mit zunehmendem Alter wächst der Pessimismus. Doch immerhin plagt die Befragten selten die Angst, sich einen neuen Arbeitsplatz suchen zu müssen: Ihre Arbeitsplatzsicherheit schätzen die meisten Manager heute besser ein als noch im Jahr 1996.

Die Befragten stellen allerdings großen beruflichen Druck bei sich fest: 74 Prozent haben in den vergangenen fünf Jahren Umstrukturierungen in ihren Betrieben erlebt. Die meisten bewerten die Veränderungen jedoch als positiv. Ähnlich verhält es sich mit dem persönlichen Arbeitsaufkommen: 50 Stunden und mehr in der Woche sind keine Seltenheit. Gleichwohl beteuern die Befragten, dass ihnen ihre Arbeit einen befriedigenden Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben ermögliche. Selbst Führungskräfte mit Kindern und Führungskräfte, bei denen der Ehepartner ebenfalls berufstätig ist, sehen das erstaunlicherweise nicht anders.

Führungskräfte sind überdurchschnittlich heiratswillig

In Sachen Heirat heben sich Führungskräfte übrigens stark von der Gesamtbevölkerung ab, denn der Anteil der Verheirateten unter ihnen ist mit 87 Prozent enorm hoch. Einzig in der Gruppe der Unter-40-Jährigen, wo der Anteil der Verheirateten bei „nur noch“ 62 Prozent liegt, scheint sich der allgemeine Anti-Heiratstrend unter Jüngeren abzuzeichnen (1996 betrug der Anteil auch in dieser Altersgruppe noch 75 Prozent). Auffällig zudem: Weibliche Führungskräfte sind seltener verheiratet als männliche. Selbst die Zahl der in fester Partnerschaft lebenden Frauen ist mit 73 Prozent geringer als die der Männer (85 Prozent). Zudem sind weibliche Führungskräfte häufiger kinderlos als männliche – was nicht allein dadurch erklärt werden kann, dass der Frauenanteil in der Gruppe der Jüngeren am größten ist (und die Jüngeren bekanntlich zunächst Karriere machen wollen, bevor sie an Familie denken).

Die veränderte Alters- und Geschlechterstruktur (mehr Jüngere und mehr Frauen) kann allerdings vermutlich eine leichte Verschiebung in der politischen Orientierung der Befragten erklären. Obgleich das Gros erwartungsgemäß stark in Richtung CDU/CSU und FDP orientiert ist, haben SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihren Stimmenanteil in den vergangenen zehn Jahren leicht vergrößern können.
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