Sherlock Holmes und Dr. Watson gehen wandern. Auf einer Waldlichtung schlagen sie ihr Zelt auf. Mitten in der Nacht weckt Holmes seinen Kollegen: 'Schauen Sie und sagen Sie mir, was Sie sehen.' Watson antwortet: 'Ich sehe Tausende von Sternen.' Holmes: 'Und was schließen Sie daraus?' Watson überlegt einen Augenblick: 'Astronomisch gesehen bedeutet es, dass es Millionen von Milchstraßen geben muss mit Milliarden von Sternen. Astrologisch gesehen bedeutet es, dass Saturn im Sternzeichen Löwe steht. Theologisch gesehen bedeutet es, dass wir im Vergleich zum mächtigen Herrgott alle klein und unbedeutend sind. Meteorologisch gesehen bedeutet es, dass wir morgen wahrscheinlich einen schönen Tag haben werden. Und welchen Schluss ziehen Sie, Holmes?' Holmes schweigt kurz, sagt dann: 'Watson, es bedeutet, dass jemand unser Zelt geklaut hat.'
Die kleine Geschichte mag ulkig klingen, macht eines aber sehr deutlich: die Art und Weise, wie wir denken, oder besser gesagt, oft nicht denken. Denn während wir denken, dass wir denken, schaltet unser Gehirn gerne auf Autopilot. So wie Watson spult es Wissen, Erfahrungen und Faustregeln ab, statt Situationen und Probleme wirklich zu durchdenken – und manövriert uns auf diese Weise mit besorgniserregender Zuverlässigkeit in die falsche Denkrichtung und hinein in Denkfallen.
Das hat manchmal keine, manchmal kleine, manchmal verheerende Folgen. Fest steht: Immer lohnt es sich, übers Denken nachzudenken. Der israelische Psychologe und Träger des Wirtschaftsnobelpreises Daniel Kahnemann hat sogar herausgefunden: Unternehmen, die Denkfallen proaktiv vermeiden, erzielen um sieben Prozent höhere Renditen als vergleichbare Firmen, die Denkfallen nicht bedenken.
Extras:- Speed Training fürs Hirn: So bringen Sie Ihr Arbeitsgedächtnis auf Trab
- Literaturtipps: Drei Kurzrezensionen von Büchern zum Thema Denkfallen