Im Mai 2012 veröffentlichte das Manager Magazin ein Ranking, bei dem sich wohl kaum ein Unternehmen über einen Spitzenplatz gefreut haben dürfte: In Kooperation mit einem Klinikverbund hatte das Heft die Quote der Burnout-Fälle in den DAX Unternehmen erhoben. Über alle Branchen hinweg wiesen vor allem jene Firmen eine besonders hohe Burnout-Quote auf, in denen über Jahre hinweg umgebaut, reorganisiert und gekürzt würde.
Immer dann, wenn Entwicklungen kaum noch vorhersehbar sind, etwa Geschäftsfelder plötzlich wegbrechen und Projektpläne revidiert werden müssen, verspüren Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag eine latente Verunsicherung. Die Folge: Die Wahrnehmung der Beschäftigten konzentriert sich auf das, was sie als Bedrohung empfinden und nicht mehr auf gemeinsame Chancen. Diese Reaktion ist ein natürlicher Reflex des Menschen in Situationen, die er als gefährlich wahrnimmt. In der Belegschaft entsteht eine basale Unzufriedenheit, die den idealen Nährboden bietet für die Ausbreitung von negativen Emotionen. Denn ähnlich wie Viren besitzen auch negative Emotionen ein hohes Ansteckungspotenzial.
Denkt man die Metapher negativer Gefühle als Viren weiter, wird schnell deutlich: Durch negativen Stress aktiviert, können emotionale Viren nicht nur das psychische Immunsystem von Einzelnen angreifen, sondern auch das Immunsystem einer ganzen Organisation befallen. Dies kann einen Teufelskreis auslösen, der kaum aufzuhalten ist und zu einer mentalen Verschmutzung der Organisation führt, die Leistungskraft des Unternehmens mindert und die Burnout-Zahlen in die Höhe treibt.
Sicher: Im globalen Wettbewerb können weder Unternehmen noch einzelne Führungskräfte ständigem Termindruck und Sparvorgaben viel entgegensetzen. Was sich aber ändern lässt, ist die Kultur eines Unternehmens. Insbesondere die Führungskultur.
Extras:- Sechs Tipps für ein emotional gesundes Unternehmen
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