Stellen Sie sich vor: Ein internationales Industrieunternehmen sucht einen Chef für sein Deutschland-Geschäft. Sie haben sich um diesen Posten beworben und rechnen sich als langjährige erfahrene Führungskraft in der Industrie gute Chancen aus. In einem ersten persönlichen Gespräch erläutern Ihnen zwei Mitglieder der Geschäftsführung, welche konkreten Anforderungen sie mit dem zu besetzenden Posten verknüpfen - und Ihre Zuversicht sinkt schlagartig.
Die Unternehmensvertreter suchen jemanden, der auf der Grundlage eines politikwissenschaftlichen Hintergrunds die Geschicke der deutschen Vertretung lenkt. Für die Aufgaben der Personalführung und Personalentwicklung muss der Kandidat oder die Kandidatin zudem psychologisch geschult sein. Da er oder sie das Unternehmen in der Öffentlichkeit vertritt, ist nach Meinung der beiden Unternehmensvertreter eine rhetorische Ausbildung ebenso unabdingbar, wie ein breites Allgemeinwissen in den Bereichen Kunst, Philosophie und Literatur. Grundvoraussetzung für den Posten seien aufgrund der Unternehmensprodukte auch fundiertes Fachwissen als Physiker, Chemiker und Biologe.
Einen Hans-Dampf-in-allen-Gassen suchen die Geschäftsführer also. Und das, wundern Sie sich, wo Alleskönnertum heutzutage überhaupt nicht mehr gefragt ist und man eher auf Spezialisten setzt. Ob es überhaupt jemanden gibt, der alle diese Voraussetzungen mitbringt?
Auf jeden Fall gab es einmal so jemanden - und zwar vor rund 2.400 Jahren im antiken Griechenland: den Philosophen Aristoteles. Ob Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Rhetorik, Biologie, Zoologie, Mathematik, Physik oder Botanik - es gibt kaum einen Forschungsbereich, in dem er nicht den Erkenntnisfortschritt vorangetrieben hat. Viele Jahrhunderte galt er als die Autorität in Fragen der Wissenschaft.
Extras:- Aristoteles - Leben, Lehre und Wirkung des Philosophen.
- Kurzrezension eines Einführungswerkes in die aristotelische Philosophie.