Manchmal wollen wir einfach mal etwas Neues ausprobieren, weil das alte so komisch schal schmeckt und vermutlich eh bald umkippt. Manchmal brauchen wir einen ordentlichen Schubs von außen, um Veränderungen zu akzeptieren, von denen wir schon lange ahnten, dass sie unumkehrbar sind. Und manchmal müssen wir aus der Bahn geworfen werden, um zu wissen, wo es hingehen soll.
Genau das hat die Weltwirtschaftskrise getan. Sie hat uns die Grenzen von Strukturen aufgezeigt, die bisher Sicherheit und Verlässlichkeit boten. Der lebenslange Job? Die großen Unternehmensmarken? Die Altersvorsorge? Marode oder hinfällig. Die scheinbare Berechenbarkeit unseres Lebensrhythmus, der tägliche Weg zur Arbeit, das allzeit als so vernünftig geltende Fondssparen – alles scheint plötzlich hoffnungslos veraltet. Unzuverlässig. Falsch.
Während viele noch dem Plüsch des patriachalischen Systems von Rheinischem Kapitalismus, Reihenhaus, Rente nachtrauern, haben andere bereits umgedacht. 'Die Menschen haben gelernt, wieder den eigenen Fähigkeiten und Leidenschaften zu folgen', konstatiert Andrew Tuck, Chefredakteur der englischen Zeitschrift Monocle. Das Jahr 2009 bezeichnet er als 'Rethink year' – das Jahr des Umdenkens. 'Es gab schreckliche Verluste für viele, aber auch einige heilsame Korrekturen.' Tuck weiß von Menschen zu berichten, die gerade vom Fotoagenten zum Koch umgeschult haben oder vom Banker zum Bauern.
Andere sind noch einen Schritt weitergegangen – nach dem Motto: Wenn es keine Sicherheit mehr gibt, keiner wirklich weiß, wie es weitergeht, warum dann nicht selbst die Zukunft miterfinden? Eine Denkrichtung, die sich offensichtlich immer mehr ausbreitet: 'Entrepreneurialism has become cool.'
Extras:- Von der Unternehmenslandschaft bis zu neuen Lernformen: Was die Meconomy charakterisiert
- Literaturtipps: Kurzrezension des neuen Buchs von Markus Albers und Hinweis auf drei Fachartikel zum Thema Trends in der Arbeitswelt