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Prokrastination hat nichts mit Faulheit zu tun

Prokrastination, umgangssprachlich auch als „Aufschieberitis“ bezeichnet, ist in der Arbeitswelt ein weit verbreitetes Phänomen – und zwar eines, das entgegen vieler Überzeugungen nichts mit Faulheit zu tun hat. Zu diesem Schluss sind zumindest Sahiti Chebolu und Peter Dayan vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik gekommen. In einer Studie analysierten die Forschenden zusammen mit ihrem Team große Datensätze von Studierenden der New York University. Diese waren dazu angehalten worden, im Laufe eines Semesters an einer Reihe von Experimenten teilzunehmen. Einige befreiten sich sofort von der Aufgabe, andere verteilten sie gleichmäßig über mehrere Wochen und wieder andere drückten sich davor, bis es fast zu spät war.

Die drei Haupttypen der Prokrastination

  • Bewusste Verzögerung durch falsche Selbsteinschätzung: Menschen planen, eine Aufgabe rechtzeitig zu erledigen, machen dabei jedoch falsche Annahmen über ihre eigene Effizienz. Sie glauben, genug Zeit zu haben, um die Aufgabe später problemlos zu erledigen, unterschätzen jedoch den tatsächlichen Aufwand. Das führt dazu, dass sie am Ende zu spät beginnen und unter Zeitdruck arbeiten.
  • Wiederholtes Verschieben des Beginns: Hier handelt es sich um das klassische Aufschieben, bei dem jemand immer wieder den Start einer Aufgabe hinauszögert. Das passiert trotz des Wissens, dass es später stressig werden könnte. Dieser Typ der Prokrastination ist oft mit der Tendenz verbunden, kurzfristige Belohnungen über langfristige Ziele zu stellen, was zu wiederholtem Aufschub führt.
  • Warten auf interessantere Aufgaben: Einige Prokrastinierende verschieben Aufgaben bewusst, weil sie auf ansprechendere oder interessantere Tätigkeiten warten. Sie hoffen, dass sich im Laufe der Zeit eine Aufgabe ergibt, die mehr Motivation oder Begeisterung weckt, und den Aufwand eher rechtfertigt als die anstehenden Aufgaben, deren Erledigung sie daher scheuen.
Quelle: managerseminare.de; Studie „Optimal and sub-optimal temporal decisions can explain procrastination in a real-world task“ von Sahiti Chebolu und Peter Dayan, MPI for Biological Cybernetics, 2024.

Das Forscherteam führte Simulationen durch, um ihr Verhalten zu reproduzieren. Dabei nutzte es verschiedene Modelle der Entscheidungsfindung, um zu verdeutlichen, warum Menschen trotz besseren Wissens Aufgaben verschieben – und identifizierte letztlich drei Haupttypen von Prokrastination (s. Kasten), die jeweils unterschiedliche Ursachen und Mechanismen haben: bewusste Verzögerungen durch falsche Selbsteinschätzung der eigenen Effizienz, wiederholtes Verschieben des Beginns und das Warten auf Aufgaben, die mehr Motivation versprechen.

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Überraschenderweise neigen insbesondere diejenigen zum Aufschieben, die auf stimulierendere oder interessantere Aufgaben hoffen – in der Erwartung, dass diese Aufgaben den Aufwand lohnender machen. Eine mögliche Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen: Prokrastination in der Arbeitswelt lässt sich weniger durch Zeitmanagement-Trainings beikommen als vielmehr durch gezielte Anreize sowie eine realistischere Selbsteinschätzung der Mitarbeitenden.

Die vollständige Studie „Optimal and sub-optimal temporal decisions can explain procrastination in a real-world task“ gibt es hier: msmagazin.info/322Prokrastination

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