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Übersicht AnsprechpartnerProkrastination, umgangssprachlich auch als „Aufschieberitis“ bezeichnet, ist in der Arbeitswelt ein weit verbreitetes Phänomen – und zwar eines, das entgegen vieler Überzeugungen nichts mit Faulheit zu tun hat. Zu diesem Schluss sind zumindest Sahiti Chebolu und Peter Dayan vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik gekommen. In einer Studie analysierten die Forschenden zusammen mit ihrem Team große Datensätze von Studierenden der New York University. Diese waren dazu angehalten worden, im Laufe eines Semesters an einer Reihe von Experimenten teilzunehmen. Einige befreiten sich sofort von der Aufgabe, andere verteilten sie gleichmäßig über mehrere Wochen und wieder andere drückten sich davor, bis es fast zu spät war.
Das Forscherteam führte Simulationen durch, um ihr Verhalten zu reproduzieren. Dabei nutzte es verschiedene Modelle der Entscheidungsfindung, um zu verdeutlichen, warum Menschen trotz besseren Wissens Aufgaben verschieben – und identifizierte letztlich drei Haupttypen von Prokrastination (s. Kasten), die jeweils unterschiedliche Ursachen und Mechanismen haben: bewusste Verzögerungen durch falsche Selbsteinschätzung der eigenen Effizienz, wiederholtes Verschieben des Beginns und das Warten auf Aufgaben, die mehr Motivation versprechen.
Überraschenderweise neigen insbesondere diejenigen zum Aufschieben, die auf stimulierendere oder interessantere Aufgaben hoffen – in der Erwartung, dass diese Aufgaben den Aufwand lohnender machen. Eine mögliche Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen: Prokrastination in der Arbeitswelt lässt sich weniger durch Zeitmanagement-Trainings beikommen als vielmehr durch gezielte Anreize sowie eine realistischere Selbsteinschätzung der Mitarbeitenden.
Die vollständige Studie „Optimal and sub-optimal temporal decisions can explain procrastination in a real-world task“ gibt es hier: msmagazin.info/322Prokrastination
Beitrag von Sarah Lambers aus managerSeminare 322, Januar 2025