Acht Uhr, Rushhour in Tokio. Peter Baron eilt zur U-Bahn wie fast jeden Morgen. Zig Geschäftsmänner und Businessfrauen stehen bereits in Reih und Glied auf dem blitzblanken Bahnsteig und warten geduldig auf den nächsten Zug. Heute wird es wieder eng. Sehr eng. Baron zeigt auf die Männer in Uniform und weißen Handschuhen. Oshiya werden sie genannt, was auf Deutsch so viel heißt wie Drücker. Mit vereinten Kräften pressen sie zu dritt, zu viert die Passagiere in die Wagons hinein, bis sie so dicht gepackt sind wie Sardinen in der Dose. Der kuriose Anblick war schon vielen Fotografen eine Aufnahme wert. Im Netz kursieren etliche Amateurvideos.
Seit mehr als 30 Jahren wohnt und arbeitet Baron in der größten Stadt der Welt. Eine Megametropole, in deren Ballungsgebiet 35 Millionen Menschen leben. Fasziniert ist er noch immer. 'Kein anderes Land ist so anders und gleichzeitig so hochentwickelt', sagt Baron. 'Das macht das Leben hier so einzigartig.'
25 Jahre hat Baron für die japanische Niederlassung der ehemaligen Bayerischen Vereinsbank gearbeitet. Er war Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ). Heute hilft er als Interim Manager deutschen Unternehmen aus der interkulturellen Patsche. 'Es gibt viele Missverständnisse und Vorurteile', so Baron. So gelten Japaner als schwierig, und angeblich können sie kein Englisch. Baron schmunzelt: 'Wer hier Erfolg haben will, sollte das vergessen. Stattdessen offen sein, erst einmal zuhören und beobachten und – ganz wichtig – Respekt haben vor den Erfolgen dieses Landes.'
Extras:- Businessetikette: Die fünf wichtigsten Regeln für Japan
- Interview mit einem Landeskenner: 'Japan ist schwierig – und ein Genuss'
- Service: Kurzrezensionen von drei Büchern über Japan, Hinweis auf einen Fachartikel über Coaching von Japanern und sechs weiterführende Links