Auf den ersten Blick herrscht im Congress Saal der Halle Münsterland das Chaos: Hunderte von blauweiß uniformierten Frauen haben sich - mit Filzschreibern und Schere bewaffnet - in kleinen Gruppen um Tische versammelt oder auf dem Boden niedergelassen: Sie schneiden Buchstaben aus Zeitschriften, kleben diese auf Plakate, reißen aus Kreppapier kleine rote Kreuze, formen Papierrollen zu Figuren. Ihr Stimmengewirr erfüllt den Saal: “Reich' mir mal den Kleber.” “Wer bläst die Luftballons auf?”
Hinter diesem vermeintlichen Chaos steckt Methode. Genauer gesagt eine Methode: Appreciative Inquiry - zu deutsch “wertschätzende Befragung”. Der Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) gestaltet mit dieser (Großgruppen-)Methode seinen diesjährigen Bundeskongress: 620 Schwestern aus ganz Deutschland versammeln sich vom 20. bis 22. Mai 2003 in Münster, um mit Hilfe von AI für ihre Arbeit “Klare Ziele - innovative Wege” zu finden - so das Motto der Veranstaltung. Die große Gruppe setzt sich zusammen aus Mitgliedern aller 34 Schwesternschaften des DRK. Vertreten sind alle Hierarchie- und Altersstufen - von der Schülerin bis zur Oberin, von der Altenpflegerin bis zur Kinderkrankenschwester.
Die Entscheidung, einen Kongress à la AI durchzuführen, stellt einen wohl kalkulierten Bruch mit der Tradition dar. “Normalerweise nutzen wir den Bundeskongress, um unsere Schwestern per Workshop und Vortrag über aktuelle Fachthemen zu informieren”, erklärt Generaloberin Sabine Schipplick, “dieses Jahr allerdings wollen wir bewusst einen neuen Weg einschlagen”. Denn, so fügt die Präsidentin des Verbandes der DRK-Schwesternschaften hinzu, “besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen”.
Extras:
- Info-Kasten: Die vier Phasen von Appreciative Inquiry: Discovery, Dream, Design, Destiny - wie sie funktionieren und was sie bewirken.