Angst hat ein schlechtes Image. Weil sie immer mit den negativen Folgen – Nervosität, Schock und Panik – verbunden wird, wird sie meist verschwiegen, verleugnet oder verdrängt. Und verachtet: 'Wenn jemand zugibt, dass er Angst hat, gilt er als Weichei, als Loser', erklärt Alexander Huber. Deshalb redet keiner gerne darüber.
Dass es Huber trotzdem tut, liegt daran, dass er es sich leisten kann. Keiner dürfte den Extremsportler für ein Weichei halten: Er ersteigt die höchsten Berge der Welt, erklimmt die steilsten Felswände 'free solo' – also allein und ohne Hilfsmittel – und wagt sich furchtlos ohne Seil und Sicherung auf Kletterrouten, auf denen sein Leben immer mal wieder buchstäblich an seinen Fingerspitzen hängt. 'Mache ich dabei einen Fehler, sterbe ich; so einfach ist das', stellt Huber nüchtern fest. Natürlich hat er dabei Angst. Und gibt es in seinem soeben erschienenen Buch 'Die Angst, dein bester Freund' auch offen zu. Mehr noch: Er heißt die Angst als wertvollen und unverzichtbaren Bestandteil seines Lebens willkommen.
Den meisten anderen Menschen fällt das nicht so leicht. Vor allem im Berufsleben wird Angst in der Regel nicht offen thematisiert – höchstens in Form von Stress, Druck oder auch Lampenfieber. Im Top-Management ist das Gefühl geradezu tabu. 'Wie kann ich als Unternehmenschef Angst haben?', entgegnet etwa Herbert Hainer auf die Frage nach der Angst. Der Vorstandsvorsitzende von Adidas spricht lieber von gesunder Vorsicht und großer Verantwortung. Denn das wird von einer starken Führungsfigur erwartet.
Extras:- Vom Entdecken zum Handeln: In fünf Schritten von der Angst zur Kompetenz
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern zum Thema Angst sowie Hinweis auf einen Fachartikel über Lampenfieber