Andreas Pinkwart schaut besorgt nach ganz hinten, in die Ferne, als käme von dort die Bedrohung. 'Das Arbeitsleben wird immer länger', sagt der Rektor der Handelshochschule Leipzig (HHL). 'Kürzere Schulzeit, abgeschaffter Wehrdienst, beschleunigtes Studium, und die Menschen werden in Zukunft später in Rente gehen.' 40 statt 30 Jahre wird eine typische Akademikerkarriere künftig dauern – womit sich die Frage auftut, ob einmal erworbenes Hochschulwissen so lange hält.
Professor Pinkwart hat die Antwort für sich schon gegeben. Für die verlängerte Route durch das Berufsleben fehlt das Rüstzeug, ist der frühere Wissenschafts- und Forschungsminister von NRW überzeugt: 'Wir werden unter der Auszehrung des Humankapitals leiden.' Damit hat er in wenigen Worten die Malaise umrissen: Eigentlich müssten Wissensarbeiter, deren Karriere zehn Jahre länger dauert als früher, zwischendurch zurück an die Hochschule, Wissen nachtanken.
Aber der Markt für die sogenannte quartäre Bildung schwächelt noch. Die Hochschulen hätten zwar die Inhalte, um Berufstätige auf ihrem langen Weg durch das Arbeitsleben mit neuem Wissen zu versorgen. Aber sie können es nicht. Und die Unternehmen würden gerne mehr akademische Bildung in ihre Personalentwicklung einbauen. Aber sie wissen nicht wie.
Es gibt jedoch Ausnahmebeispiele – und die zeigen deutlich, dass quartäre Bildung funktionieren kann, dass eine Partnerschaft zwischen Akademia und Praxis lohnt. Volker Casper gehört zu jenen Pionieren, die bereits den Ertrag eines solchen Zusammengehens für ihr Unternehmen einfahren. Der Personalentwickler hat den Außenwerber Ströer mit einer Wissensfabrik zusammen gebracht: Die FH Erding liefert ihm alles aus einer Hand, was er für sein Führungskräfte-Entwicklungsprogramm braucht.
Extras:- Interview mit Matthias Landmesser, Leiter Hochschulprogramme bei IBM: 'Der Elfenbeinturm lebt'
- Literaturtipp: Hinweis auf einen Fachartikel über quartäre Bildung
- Veranstaltungshinweis: Der Quartera-Kongress findet im November 2012 zum zweiten Mal statt.