Die Arbeit in Unternehmen erscheint bisweilen wie eine große Wellness-Aufgabe. Betrachten wir Diskussionen auf Managementkongressen, Fachvorträge auf HR-Messen und Posts in Business-Foren, so wirkt Management- und HR-Arbeit wie ein Projekt zur Förderung der individuellen Selbstverwirklichung. Wir arbeiten daran, dass Motivation, Spaß und Konsens durch Win-win-Lösungen in Einklang gebracht werden. Wir fördern die körperliche und psychische Gesundheit der Mitarbeiter und sorgen uns um ihre Work-Life-Balance. Und wir trainieren Führungskräfte darin, als souveräne und gelassene Vorgesetzte einen authentischen und sensiblen Umgang mit ihren Mitarbeitern zu pflegen und diese als Coach zu reiferen Persönlichkeiten zu entwickeln. Ganz so, als wäre die Welt so zu erschaffen, wie wir sie uns wünschen.
Doch die Welt widersetzt sich. All unseren Bemühungen zum Trotz bleiben Organisationen nicht vorrangig Orte guter Gefühle, sondern auch Plätze schlechter Emotionen. Gekränktheit, Spannungen, verletzter Stolz, Neid, Konkurrenz, Unmut, Rachebedürfnis und Destruktivität lassen sich nicht nachhaltig vertreiben. Und das liegt nicht daran, dass wir unfähig sind, unser Selbstverwirklichungsprojekt mit den richtigen Methoden umzusetzen. Vielmehr liegt es daran, dass wir verkennen: Auch Aggressivität hat einen festen Platz im Management. Sie ist nicht wegzudenken. Und auch nicht wegzuwünschen. Denn sie zeigt sich nicht nur auf zerstörerische, negative Weise, sondern auch als aufbauende, vorantreibende Kraft. Mehr noch: Aggressivität ist unbedingte Voraussetzung für Leistung und Erfolg. Sie gehört dazu.
Extras:- Aggressivität im Management: Wo sie sich verbirgt
- Aggressionskompetenz: Sechs Fähigkeiten helfen dabei, positiv mit der eigenen Aggressivität umzugehen
- Literaturtipp: Das Buch über Führungsfähigkeiten der Autoren Michael Paschen und Erich Dihsmaier