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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Barbara Gerhards aus managerSeminare 294, September 2022
Individuelle Zermürbung, kollektive Zersetzung: Welche Folgen häufiger Ärger für Organisationen und deren Mitglieder hat
(Soll - Ist) + Ohnmachtsgefühl + Bedeutung: Wie Ärger im Job entsteht
Klären oder verändern oder annehmen: Wie sich ärgerliche Annahmen und externe Begebenheiten bearbeiten lassen
Die Frage aller Ärgerfragen: Was hat der Ärgeranlass mit mir zu tun?
Sei es die angefragte Information aus der anderen Abteilung, die mal wieder auf sich warten lässt, sodass wir mit unserem Bericht nicht weiterkommen. Die vermeintlich ungerechtfertigte Kritik an der eigenen Arbeit. Die ausbleibende Anerkennung für die Präsentation, die wir gehalten haben. Die Nachfrage der ewig nörgelnden Kundin. Der Kollege, der es sich im Homeoffice gemütlich gemacht hat, obwohl er dringend im Büro gebraucht wird. Das Prestige-Projekt, das eigentlich wir verdient hätten, das aber der Kollegin zugeschustert wurde. Die Spammail, die uns mal wieder aus der Konzentration reißt. Die Kaffeekanne, die schon wieder nicht nachgefüllt wurde … Gelegenheiten, sich zu ärgern, gibt es im beruflichen Alltag zuhauf. Und wir nehmen diese auch fleißig wahr. Den Teilnehmenden meiner Anti-Ärger-Kurse zufolge beschäftigen wir uns im Durchschnitt 25 Prozent unserer Arbeitszeit mit Dingen, die uns ärgern. Dabei sind wir oft leicht bis mittelschwer verstimmt, nicht selten köcheln wir aber auch innerlich oder sind gar regelrecht in Rage.
Das ist sowohl aus individueller Perspektive als auch aus der des Unternehmens mehr als nur ein kleines Ärgernis, es ist bedenklich. Aus mehreren Gründen. Der offensichtlichste: Ärger kostet Beschäftigte kognitive Zeit und Energie und das Unternehmen Ressourcen und folglich Produktivität. Denn wenn wir uns ärgern, sind wir mit einem Teil unserer Gedanken kontinuierlich woanders bzw. kehren mit unseren Gedanken immer wieder zur ärgerlichen Sache zurück. Zudem erzeugt das Gefühl des Ärgers Stress, der sich aufs körperliche Wohlbefinden auswirkt. Erhöhter Blutdruck, Verspannungen, Kopf- oder Bauchschmerzen sind unmittelbare Folgen. Wenn Ärger länger gärt, kann er zu Schlafstörungen oder gar Depressionen führen. Auf gut Deutsch: Ärger macht krank. Und zwar sowohl dann, wenn wir ihn unterdrücken, als auch dann, wenn wir darin festsitzen oder ihn ausleben (siehe dazu auch Kasten „Folgen von Ärger im Job“).
Je nachdem, wie gut wir unseren Ärger im Griff haben – oder er uns – kann er auch dem Betriebsklima erheblichen Schaden zufügen. Wenn wir uns ärgern, dann leiden andere unter unserer schlechten Laune, unserer Unzufriedenheit und gegebenenfalls unangemessenen Verhaltensweisen. Das ist wie beim Passivrauchen. Umgekehrt sind wir selbst genauso vom erlebten Ärger anderer betroffen. Der ständig geäußerte Unmut von Kolleginnen und Kollegen kann belastend sein: Ihr Lamentieren zwingt uns dazu, uns mit Dingen zu beschäftigen, die uns vielleicht weder tangieren noch interessieren. Sich dem Ärger anderer nicht anzuschließen und sich nicht davon vereinnahmen zu lassen, ist nicht einfach, denn Ärger kann in Teams, Abteilungen oder auch innerhalb der ganzen Organisation Kreise ziehen und sozialen Druck erzeugen. Im Worst Case wird das „Ärgern“ Teil der Unternehmenskultur. Es gehört dann sozusagen zum guten Ton, sich über Dinge und andere Personen aufzuregen. Ärgerthemen werden zum täglichen Gesprächsstoff, was dann etwa so klingt: „Wie geht es Dir?“ – „Mensch, ich musste mich mal wieder über meine Chefin aufregen, die …“ Toxisch wird es, wenn sich Gruppen in gemeinsamem Ärger auf bestimmte Personen einschießen. In solchen „Ärgerkulturen“ ist Mobbing besonders verbreitet.
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