Educasting nennt es sich, wenn Inhalte via Podcasting an Lernwillige gebracht werden. Vor allem Schulen und Hochschulen setzen die Audio- und Videoinhalte zur Ergänzung des Präsenzunterrichts ein. Doch auch dem Marketing dient der Einsatz der neuen Medien, wie der Konvergenzkongress im Juni 2007 im Rahmen des 19. medienforum.nrw zeigte.
Nicht immer sind es strategische Überlegungen, die zum Einsatz neuer Medien führen. Manchmal ist es schlicht die Not. 'Zu viele Studenten, zu wenig Räume', beschrieb etwa Mandy Schiefner die Motivation der Universität Zürich, auf Podcasting im größeren Stil zu setzen. Der Plan ist aufgegangen: Bereitwillig hören und sehen sich die Studenten die Vorlesungen zu Hause an.
Die Universität Zürich war eine der Bildungsorganisationen, deren Podcasting-Engagement im Rahmen des Konvergenzkongresses des medienforum.nrw am 21. Juni 2007 in Köln als Best Practice-Beispiel vorgestellt wurde. 'Audio- und Video-Lernen - die Zukunft des Educast' lautete der Titel des Vortragtracks, in dem Sebastian Dorok ein weiteres Best-Practice-Beispiel lieferte. Dorok war aus ähnlich praktischen Motiven wie die Uni Zürich zum Podcasting gekommen. 'Ich hatte 36 Schüler, die vier Stunden Englisch pro Woche auf dem Stundenplan hatten. Da blieb zu wenig Zeit für den Einzelnen, Englisch zu sprechen', ließ der Gymnasiallehrer seine Überlegungen auf dem Konvergenzkongress Revue passieren. Auch der Englischlehrer machte aus der Not eine Tugend: Die Hausaufgaben werden den Schülern nun per Podcast vermittelt. Die Pennäler hören die Aufgabe zu Hause auf ihrem PC an, üben damit also ihr Hörverständnis. Und sie lösen die Aufgabe dann wiederum per Podcast, üben damit also das Englischsprechen. Für die Aufnahmen der Hausaufgaben nutzt die Schulkasse die kostenlos verfügbare Software audacity. 'Die funktioniert im Grunde wie ein Kassettenrekorder, ist also kinderleicht zu bedienen', betonte Dorok.
Inhalte per Audio und Video
Beispiele wie das der Uni Zürich und des Gymnasiallehrers Dorok sind längst keine Seltenheit mehr. Podcasting ist im Bildungsbereich angekommen, so der Tenor auf dem Kölner Kongress, Educasting lautet der Fachbegriff dafür. Und längst sind mit Podcasting nicht mehr nur Audioinhalte gemeint. Auch Videocasts sind - vor allem in Hochschulen - verbreitet. An der Universität Zürich etwa werden Videocasts in der Lehre eingesetzt. 'Es handelt sich dabei um Mitschnitte direkt aus dem Hörsaal', erläuterte Mandy Schiefner. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen E-Learning-Center benannte als weiteres Format den 'enhanced podcast'. Auch dieser wird vorwiegend in der Lehre eingesetzt. Allerdings wird er von dem Professor erst nach der Vorlesung produziert. Die Powerpointfolien, die als PDFs bereitstehen, werden nachvertont, das Wichtigste der Vorlesung wird so in etwa zehn Minuten zusammengefasst. Doch auch die vermeintlich simpelste Form, der reine Audio-Podcast, kommt in Zürich zum Einsatz. Allerdings dienen die mp3-Dateien nicht der Lehre, sondern vor allem der Verbreitung von Neuigkeiten aus der Universität.
Dass Podcasts den Bildungsinstitutionen auch jenseits der Lehr- und Lernunterstützung dienen können, betonte auch Alan Greenberg. Der Business Development Manager, der für Apple das Podcast-Geschäft von London aus entwickelt, nannte als Vorzeigebeispiel die University Berkeley, die inzwischen 3.000 Stunden Podcast-Inhalte im Netz bereithält. 'Das stärkt die Marke Berkeley immens', so Greenberg. Von einem Marketingeffekt, wenngleich auch in kleinerem Maße, wusste auch Karsten Kneese zu berichten. An seiner Fachhochschule Koblenz/RheinAhrCampus wird das Podcast 'Absolutely Intercultural' produziert. 'Von Island bis Südafrika hat sich eine Community gebildet, die Unterrichtseinheiten um unser Material strickt', erläuterte der wissenschaftliche Mitarbeiter. 'Unser Podcast ist ein Vehikel für das Marketing unserer Hochschule', freute sich Kneese.