'Technology meets Didactic' lautete das Motto des nunmehr zum dritten Mal veranstalteten e-Learning-Kongresses der imc AG, Saarbrücken. Aber er erwies seinem Motto keine besonders große Ehre: In den 22 Vorträgen und Präsentationen vom 29. bis 30. Oktober 2002 in Ludwigsburg wurde das Thema Didaktik - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nur am Rande erwähnt.
So konnten sich viele der 207 Besucher des Kongresses des Eindrucks nicht erwehren, dass das Thema künstlich in den Vordergrund gerückt wurde - nachdem im vergangenen Jahr viel über Content diskutiert worden ist und endlose Debatten über die Infrastruktur bzw. die richtige Technologie schon des Längeren der Vergangenheit angehören, musste jetzt wohl ein neues Thema gefunden werden. Verstärkt wurde der Eindruck durch die Podiumsdiskussion am Ende des ersten Tages: Die Diskussion verlief schleppend und kam größtenteils über recht unkonkrete Aussagen wie 'Didaktik ist dann gelungen, wenn sie etwas bewirkt' oder 'Informationen müssen so rübergebracht werden, dass die Leute sie verstehen' nicht hinaus.
Sozialwissenschaftler sollen didaktische Konzepte erforschen
Nicht, dass es über die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen nicht mehr zu sagen gäbe. Die Worte von Frank Milius, Vorstand imc, ließen vielmehr erkennen, dass man dem Thema 'Didaktische Qualität beim e-Learning' noch recht hilflos gegenübersteht: 'Wir erwarten mehr Vorschläge und Anregungen von Sozialwissenschaftlern an deutschen Universitäten, um didaktische Konzepte und Methoden für e-Learning entwickeln zu können.'
Reagiert auf die Forderung hat zumindest einer: Karl Wilbers vom Institut für Wirtschaftspädagogik an der Universität St. Gallen zeigte in einem Vortrag, wie die didaktisch ausgerichtete Implementierung von e-Learning in Angriff genommen werden kann. Seine Ausführungen verdeutlichten gleichzeitig, warum sich die didaktische Gestaltung von Lernprozessen als so langwierig erweist, handelt es sich doch um einen komplexen Prozess, der u.a. ein systematisches Stakeholdermanagement, den Aufbau von transferförderlichen Lernumgebungen sowie die Evaluation des Outputs durch lernzielorientierte Tests, Fragebögen u.ä. umfasst.
e-Learning wird zunehmend als strategische Aufgabe gesehen
Dass sich computergestützte Lernarrangements als komplex erweisen, bewies nicht nur der Vortrag von Dr. Karl Wilbers. Peter O‘Neill, Director Consultant der META Group Deutschland GmbH, Ismaning, machte deutlich, dass e-Learning zunehmend als strategische Aufgabe verstanden wird. Das würden die vorläufigen Ergebnisse einer von der META Group durchgeführten Befragung unter deutschen Unternehmen zeigen. Der Beratungsbedarf, so ein weiteres Ergebnis der Studie, sei entsprechend groß.
Zur derzeitigen Marktsituation äußerte sich O‘Neill folgendermaßen: 'Der e-Learning-Markt ist sehr konfus im Moment'. Auch wenn sich die starke Konsolidierung der vergangenen Monate abgeschwächt hat, geht er von einer weiteren Bereinigung des Marktes aus.
Wolfgang Kraemer, Vorstandssprecher bei imc, indes zeigte sich angesichts der Marktentwicklung optimistisch: '2002 war das Jahr der Tränen. Aber auf ein Tief folgt ein Hoch'. Das Hoch im
e-Learning-Markt werde zwar nicht so hoch werden, wie es schon einmal war, aber es werde kommen. Abwarten!