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iMove-Konferenz 2007: Wer küsst die Weiterbildungsbranche wach?

'Training - Made in Germany: Eine Exportbranche zwischen Dornröschenschlaf und Aufbruch' - unter diesem Motto stand die iMOVE-Konferenz vom 15. bis 16. Oktober 2007 in Berlin. Lediglich 140 Besucher, inklusive Referenten, folgten der Einladung der Initiative International Marketing of Vocational Education in die Bundeshauptstadt - und belegten damit: Was die Internationalisierung betrifft, befindet sich der Großteil der deutschen Weiterbildungsbranche noch im Tiefschlaf.
'Bildungsexport ist ein Riesenmarkt', verkündete Dag-Uwe Holz auf der iMOVE-Konferenz im Oktober 2007 in Berlin. 'Das Geschäft mit dem Ausland birgt sehr gute Chancen, die deutsche Weiterbildungsanbieter auf jeden Fall nutzen sollten.' Seine Erkenntnisse stützte der Bereichsleiter Bücher und Studien beim F.A.Z.-Institut auf das 'Trendbarometer Exportbranche Aus- und Weiterbildung', das er im Rahmen der Konferenz erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Es beruht auf einer Befragung von 100 Entscheidern deutscher Aus- und Weiterbildungsanbieter. Sie wurden vom F.A.Z.-Institut telefonisch zu ihren Auslandsaktivitäten und Exporterwartungen sowie über Erfolgsfaktoren und Hindernisse beim Schritt ins Ausland interviewt.
Eines der interessantesten Ergebnisse: Zwei von fünf Befragten gehen davon aus, dass sich das Auslandsgeschäft besser entwickeln wird als die Umsätze in Deutschland. Eine Einschätzung, die auch Christian Ahrens zum Schritt ins Ausland bewegte. 'Unsere Umsätze in Deutschland stagnierten', blickte der Prokurist der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt der Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH auf die Anfänge zurück. 'Uns war klar: Wenn wir weiter wachsen wollen, müssen wir das im Ausland tun.' Ahrens konnte sich deshalb der positiven Einschätzung der befragten Bildungsanbieter nur anschließen: Die Mehrheit von ihnen rechnet für die kommenden drei Jahre mit steigenden Exporten.

Die deutsche Weiterbildungsbranche schläft

Trotz dieser verlockenden Aussichten: Den meisten Anbietern ist diese Geschäftschance gar nicht präsent - so zumindest die Überzeugung von zwei Dritteln der Befragten. Auch Sabine Gummersbach-Majoroh, iMOVE-Chefin und Gastgeberin der Konferenz, hob hervor: 'In Deutschland wird das Potenzial, das der Export beruflicher Aus- und Weiterbildung bietet, bislang nicht hinreichend wahrgenommen.' Zwar gäbe es bereits Weiterbildungsanbieter, die im Ausland aktiv seien, der Großteil befinde sich in Sachen Internationalisierung indes noch im Tiefschlaf. Das Motto der Konferenz 'Training - Made in Germany: Eine Exportbranche zwischen Dornröschenschlaf und Aufbruch' war nicht umsonst gewählt.

Deutschen Weiterbildnern fehlt es an Selbstvertrauen

Warum sich in der Exportnation Deutschland gerade die Weiterbildungsanbieter in Zurückhaltung üben, wurde in den diversen Gesprächsrunden der Konferenz diskutiert. Dr. Nikolaus Förster von der Financial Times Deutschland diagnostizierte beispielsweise einen akuten Fall von Humboldtismus: 'Wirtschaft und Bildung werden selten in einem Atemzug genannt', erklärte der Journalist die Problematik. 'Der Gedanke, Bildung in einen wirtschaftlichen Zusammenhang zu stellen und zu exportieren, ist noch relativ neu - hier liegen wir Jahre hinter Ländern wie Großbritannien oder Australien zurück.' Prof. Dr. Jörg Freiling bescheinigte den deutschen Anbietern überdies mangelnden Wagemut. 'Vor allem mittelständische Unternehmen erleben die Risiken eines Auslandsgeschäfts als drückend', zitierte der Mittelstands- und Gründungsexperte der Universität Bremen eine Studie der Commerzbank.
In eine ähnliche Kerbe schlug Wolfgang Rosenkranz, als Vorstand der Team Connex AG mit allen internationalen Wassern gewaschen: 'Den deutschen Anbietern fehlt es schlicht an Selbstbewusstsein', zog er kritisch Bilanz aus seinen bisherigen Erfahrungen. 'Wir versuchen seit Jahren, deutsche Weiterbildner zur Teilnahme an der Jahrestagung der American Society for Training and Development (ASTD) in den USA zu überreden. Doch es ist nach wie vor erschreckend, wie wenig deutsche Unternehmen dort vertreten sind.' Gleiches gelte für die Bewerbung um den ASTD-Award. 'Wir haben diese Auszeichnung im vergangenen Jahr als einer der ersten deutschen Weiterbildungsanbieter gewonnen', so Rosenkranz. 'Aber die meisten Anbieter trauen sich nicht zu, mit US-amerikanischen Unternehmen um diesen Preis zu konkurrieren.'

Kann iMOVE die Branche wachküssen?

Fazit: Der Markt ist da, die Branche muss nur wachgeküsst werden. Ein Ziel, das sich iMOVE auf die Fahnen geschrieben hat. 'Wir wollen das Bewusstsein für das Thema Bildung als Export weiter schärfen', erklärte Sabine Gummersbach-Majoroh. 'Wir wollen Lust, Mut und Riskiobereitschaft für die Internationalisierung wecken.'
Doch kann die Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das wirklich leisten? Veranstaltungen wie diese Konferenz scheinen jedenfalls wenig geeignet zu sein: Nur ca. 140 Besucher fanden den Weg nach Berlin, und um den German Training Export Award, der im Rahmen der Konferenz zum zweiten Mal verliehen wurde, hatten sich nur fünf Unternehmen beworben.
Auch das Veranstaltungsformat selbst bot wenig Inspiration für den Schritt ins Ausland. Zwar war das Podium mit Experten aus Australien, Großbritannien, den USA und Deutschland hochkarätig besetzt, doch die Referenten hatten kaum Gelegenheit, ausgiebig aus ihrem Erfahrungsschatz zu berichten. Der Grund: Die Veranstalter setzten auf Diskussionsrunden statt auf Vorträge. Hinzu kam: Der Moderator Thomas Nehls führte am ersten Veranstaltungstag charmant und virtuos durch die einzelnen Gespräche, kratzte aber oftmals nur an der Oberfläche. Wenig verwunderlich, schließlich ist der Korrespondent des ARD-Hauptstadtstudios kein Weiterbildungsexperte. Um der Rolle des wachküssenden Prinzen gerecht zu werden, muss iMOVE in Zukunft sicherlich stärker an Dornröschen rütteln.
Autor(en): (stb)
Quelle: Training aktuell 11/07, November 2007
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