Wer zahlt für die Weiterbildung? Die Arbeitgeber? Seit jeher waren Unternehmen der größte Nachfrager für betriebliche Weiterbildung – doch die Zielgruppe scheint die Lust am Seminar-Shopping zu verlieren. Nach Jahren steigender Qualifizierungsquoten ist das Weiterbildungsengagement der deutschen Unternehmen von 2008 bis 2009 deutlich zurückgegangen. Finanzkrise und Rezession sind ein Grund dafür, dass manche Personaler an der Weiterbildung sparen. Alleine durch wirtschaftliche Notlagen lässt sich der Rückgang des Weiterbildungsengagements aber nicht erklären, wie eine Studie zeigt: Im reichen Bayern haben die Betriebe deutlicher an Qualifizierungsmaßnahmen gespart als in den anderen westdeutschen Bundesländern. Es fehlt den Arbeitgebern also nicht immer nur das Geld, um in Weiterbildung zu investieren. Manchmal mangelt es offenbar an der Bereitschaft.
Wer zahlt für die Weiterbildung? Die Arbeitnehmer? Dass viele dazu willens sind, zeigen die Zahlen der deutschen Fernlehrinstitute. Die Online-Schulen, die sich überwiegend an Selbstzahler richten, vermelden seit Krisenbeginn steigende Umsätze. Die Arbeitgeber befeuern das Engagement der Privatzahler: In einer Studie, die TNS Infratest im März 2010 veröffentlicht hat, gaben 82 Prozent der rund 300 befragten Personalverantwortlichen an, dass ihnen das 'eigenständige Weiterbildungsengagement' eines Mitarbeiters sehr wichtig sei. Im Vorjahr waren es nur 76 Prozent.
Zahlt niemand drauf, wenn Weiterbildung zur Privatsache wird? Doch, die Arbeitnehmer. Ein privates Weiterbildungsengagement können sich im größeren Rahmen nur wenige Angestellte leisten, und die staatlichen Förderinstrumente wie die Bildungsprämie werden von Geringqualifizierten nur zögerlich angenommen. Absehbar ist daher, dass die Qualifizierungsquote deutlich abnehmen wird, wenn die Betriebe ihr Bildungsengagement herunterfahren. Den Weiterbildnern bleibt in dieser Situation nur eins: Werbung machen für die Weiterbildung – und zwar in den Betrieben. Seit sich der Umsatzeinbruch im vergangenen Sommer ankündigte, ist Marketing zum Top-Thema unter Trainern und Coachs geworden. Kunden gezielter ansprechen, Trainings leistungsorientierter darstellen, ROI vorrechnen – das sind die neuen Kernkompetenzen für Anbieter.
Bei der Argumentation pro Weiterbildung könnte den Bildungsanbietern eine Studie helfen, die die Unternehmensberatung McKinsey im März 2010 veröffentlicht hat. Schon in fünf Jahren, heißt es da, könnten Unternehmen wegen des Fachkräftemangels nicht mehr alle offenen Stellen besetzen. Die Unternehmensberatung empfiehlt, bereits jetzt mit allen Mitteln die 'qualifizierte Stammbelegschaft' zu halten. Doch wie bindet man die bildungsinteressierten Mitarbeiter ans eigene Haus? Durch ein gutes Gehalt, interessante Aufgaben, Karrieremöglichkeiten – und Weiterbildung. Wenn die ausbleibt, zahlt am Ende also auch das Unternehmen drauf.