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Weiterbildungsexport nach Indien: Gute Kontakte und ein langer Atem sind unabdingbar

Indiens Wirtschaft boomt. Doch Weiterbildner nähern sich dem Land nur zögerlich. Dabei sind die Perspektiven für Bildungsexporte nach Indien gar nicht schlecht - die nötigen Kontakte und viel Geduld vorausgesetzt.

An den indischen Weiterbildungsmarkt trauen sich nur wenige heran. Das zeigte nicht zuletzt die sehr überschaubare Teilnehmerzahl beim Länderseminar von iMove, der Arbeitsstelle zur Unterstützung des internationalen Marketings in der Berufsbildung: Nur elf Weiterbildner fanden am 14. Dezember 2006 den Weg nach Bonn, um sich über die Chancen und Möglichkeiten des Exports deutscher Qualifizierungsmaßnahmen nach Indien zu informieren. Laut Sabine Gummersbach-Majoroh gab es auch bei den früheren Länderseminaren zu Indien nicht viel mehr Teilnehmer. 'Der indische Weiterbildungsmarkt ist sicherlich kein leichter', erklärte die iMove-Leiterin die Zurückhaltung. Dennoch lohne es sich, sich mit dem Markt zu beschäftigen.

Experten prophezeien einen Fachkräftemangel in Indien

In Indien droht nämlich ein Fachkräftemangel. In dem Land, das als eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsnationen der Welt gilt, wachsen die Wirtschaftssektoren schneller, als dringend benötigtes und qualifiziertes Personal aus- und weitergebildet werden kann. Zudem ist das berufliche Ausbildungssystem nach der Analyse von iMove den Herausforderungen der sich rapide modernisierenden Industrie längst nicht mehr gewachsen. Benötigt werden neue Ansätze und Quellen für praxisorientierte Weiterbildungskonzepte und -inhalte. 'In Indien gibt es zwar viele gut ausgebildete Menschen. Das Problem ist aber, dass sie nicht so ausgebildet sind, wie die Unternehmen sie brauchen, denn das in den Universitäten vermittelte Wissen ist nicht sehr praxisorientiert', erläuterte Jana Helbig von der Deutsch-Indischen Handelskammer in Düsseldorf.

Auch Jürgen Männicke, Inhaber der Educon Berlin, bemängelte die traditionell kopforientierte Wissensvermittlung in Indien. In den technischen Ausbildungsstätten wiederum, so hat Männicke mittels einer Studie festgestellt, sei das Ausbildungsniveau nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch unzureichend: 'Den Arbeitern fehlt in der Regel die Grundlagenausbildung. Vorherrschend ist methodisch und didaktisch nicht untersetztes Anlernen', so der Berater

Brückenköpfe sind wichtig

Weiterbildnern, die auf dem indischen Markt tätig werden wollen, spricht Männicke Mut zu: 'Berufliche Bildung made in Germany genießt in Indien hohes Ansehen.' Doch zwei Stichworte sollten sich potenzielle Exporteure gut hinter die Ohren schreiben: Marketing und Brückenköpfe. 'Nehmen Sie Kontakt zu Institutionen in Indien auf, die dort die Aus- und Weiterbildungsprogramme inhaltlich formulieren. Oder kooperieren Sie mit nationalen Anbietern, um gemeinsam neue Weiterbildungsangebote aufzubauen', rät er zum Bilden von Brückenköpfen. Unabdingbar sei zudem, vor Ort präsent zu sein.

Diesen Tipp gibt auch Manfred Mroz, Leiter der Lehranstalt des Deutschen Textileinzelhandels. Die Fachakademie in Nagold ist seit einigen Jahren erfolgreich in Indien tätig. In Kooperation mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist sie im Jahr 2000 eine Partnerschaft mit der Pearl Academy of Fashion in Neu Delhi eingegangen, und inzwischen hat sich zwischen den Modeakademien ein festes Austauschprogramm etabliert. Entscheidend dafür, dass die Bildungskooperation zustande kam und Erfolg hatte, waren laut Mroz aber nicht allein häufige Besuche vor Ort. Auch der Verweis auf eine renommierte Organisation, wie die GTZ es ist, sei hilfreich gewesen. Last but not least brauche man - vor allem wegen der bürokratischen Hürden und wegen interkultureller Aspekte - einen langen Atem. Dass das Üben in Geduld den Gang nach Indien wert ist, war Mroz aber von Anfang an klar: 'Indien boomt. Da kann man nicht nur einfach zuschauen', meint er.
Quelle: Training aktuell 01/07, Januar 2007
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